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Wirtschaft: Zinssenkung kommt gut an

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Freitag in Deutschland ein überwiegend positives Echo gefunden.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Freitag in Deutschland ein überwiegend positives Echo gefunden.Die Börse reagierte mit deutlichen Kursgewinnen, der Euro zeigte sich kaum schwächer.Kreditinstitute, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände und Parteien sprachen übereinstimmend von einem positiven Signal, das die Preisstabilität nicht gefährde.Zugleich wurde jedoch unverminderte Wachsamkeit gegenüber nach wie vor bestehenden Stabilitätsrisiken angemahnt.Wirtschaftsvertreter warnten auch vor zu hohen Erwartungen an das Wirtschaftswachstum.

Eine Sprecherin des Finanzministeriums in Bonn begrüßte die Zinsentscheidung, die auch von der Europäischen Kommission in Brüssel wohlwollend aufgenommen wurde.Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband hält die Zinssenkung gesamtwirtschaftlich für angemessen.Allerdings sollten damit nicht zu hohe Erwartungen verbunden werden, erklärte der Verband in Bonn.Vor dem Hintergrund anhaltender Preisstabilität und gedämpfter Konjunkturperspektiven könne die Senkung einen Beitrag leisten, den europäischen Verbund auf Wachstumskurs zu führen.

Auch nach Auffassung des Bundesverbandes Deutscher Banken paßt die Leitzinssenkung durchaus in die konjunkturelle Landschaft.Die Inflationsrisiken blieben sehr gering, unter anderem weil sich die Wachstumsaussichten für das Euro-Währungsgebiet in den vergangenen Wochen zunehmend verschlechtert hätten.Zum Durchstarten der Konjunktur in Europa bedürfe es aber weiterer Maßnahmen.Den Euro-Außenwert werde die Zinssenkung nicht nennenswert beeinträchtigen.Die Devisenmärkte hätten bereits im ersten Halbjahr 1999 überwiegend mit einer Reduzierung des Satzes gerechnet und den EZB-Schritt mithin schon vorweggenommen.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband in Bonn warnte davor, mit dem Schritt zu hohe Erwartungen zu verbinden.Die konjunkturelle Dynamik werde vor allem dann wieder spürbar zunehmen, wenn die Wirtschafts-, Finanz- und Lohnpolitik einen verläßlichen Kurs mit klarem Vorrang für Investitionen und Arbeitsplätze steuert, betonte der Verband in Bonn.Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisen-Banken (BVR) nannte die geldpolitische Lockerung angesichts der hohen Preisstabilität im Euro-Raum und wegen des Risikos einer weiteren Konjunkturabschwächung vertretbar.Der Verband mahnte die EZB, wegen der Stabilitätsrisiken aber wachsam zu bleiben.Risiken könnten sich aus den wieder steigenden Rohstoffpreisen, übermäßigen Lohnerhöhungen, einer expansiven Finanzpolitik, Wechselkursschwankungen des Euro und einem sich weiter verstärkenden Geldmengenwachstum ergeben.

Nach Auffassung der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) leistet die EZB einen notwendigen Beitrag zur Stabilisierung der Konjunktur und zur Verbesserung der Investitionen und der Beschäftigung.Die DAG erwartet, daß die Zinssenkung von den Geschäftsbanken unverzüglich an die Kreditnehmer weitergegeben werde.

Am Frankfurter Banken- und Börsenplatz lobte Manuela Preuschl von der Deutschen Bank die Zinssenkung als "sehr pragmatisch" und nicht so "fundamentalistisch" wie bei der Bundesbank.Auch Uwe Angenendt von der sonst eher vorsichtigen BHF Bank spricht von einer "sehr weisen, hervorragenden und souveränen Entscheidung".Bernhard Pfaff von der Commerzbank betont das "eindeutige und klare Handeln" der EZB.Und die sonst sehr zurückhaltende Börsenzeitung spricht von einem "richtigen und überfälligen" Schritt.So viel Lob hat selbst die Bundesbank in ihren besten Tagen kaum einheimsen können.

Neben dem DIHT, der Zeitpunkt und Ausmaß der Zinssenkung kritisierte, kamen auch aus Reihen der spanischen Kreditwirtschaft Bedenken.Für die spanische Wirtschaft komme der Beschluß zu einem ungünstigen Zeitpunkt, hieß es.

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