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Wirtschaft: Zitterpartie um Berlin-Kosmetik

Sequester fordert Liquiditätshilfe von BvS Berlin (chi).Die Überlebenschancen der Berlin-Kosmetik GmbH, die in der vergangenen Woche Antrag auf Gesamtvollstreckung stellen mußte, werden immer dünner.

Sequester fordert Liquiditätshilfe von BvS

Berlin (chi).Die Überlebenschancen der Berlin-Kosmetik GmbH, die in der vergangenen Woche Antrag auf Gesamtvollstreckung stellen mußte, werden immer dünner.Bei einem Gespräch des Sequesters, Andreas Köhler, mit der Treuhand-Nachfolgerin BvS am Mittwoch abend, bei dem Köhler ein erstes Sanierungskonzept vorlegte, habe die BvS es abgelehnt, dem Unternehmen die dringend benötigte Liquiditätsspritze von 5 Mill.DM zu gewähren, berichtete der Sequester.Statt dessen hätte sie ihm geraten, Markenrechte und Anlagevermöges des Unternehmens zu verkaufen."O-Ton der BvS-Vertreter: Dieses Unternehmen ist platt wie eine Flunder", sagte Köhler.Diese Ansicht könne er nicht teilen.Das Unternehmen sei "durchaus sanierungsfähig".Er könne aber "nicht in einer Woche nachholen, was andere vier Jahre lang versäumt haben." Wütend reagierte auch die Belegschaft: Vor dem Geschäft in der Friedrichstraße, in dem Köhler über den Verlauf der Verhandlungen informierte, protestierten Mitarbeiter mit Trillerpfeifen gegen den Beschluß der BvS. Wie der Sequester ausführte, hätte Berlin-Kosmetik Aufträge von 1 Mill.DM in den Büchern, die wegen der Stillegung der Produktion nicht realisiert werden könnten.Große Handelsketten wie Metro, Rewe, Spar oder Rossmann hätten zudem nach Bekanntwerden der Schieflage schriftlich ihr Interesse bekundet, die Geschäftsbeziehung weiterzuführen.Köhler gab an, daß sich "drei seriöse, deutsche Interessenten" - zwei Betriebe aus der Branche sowie eine Investmentgesellschaft - gemeldet hätten."Wir brauchen Zeit", sagte er.Das Problem sei weniger die Überschuldung von "über 24 Mill.DM", sondern die fehlende Liquidität, um die Produktion wieder aufzunehmen und erste Sanierungsschritte einzuleiten.Mit der geforderten Überbrückungshilfe von 5 Mill.DM ließen sich laut Köhler "sechs Monate Verhandlungsspielraum" gewinnen.Das Arbeitsamt sei bereit, die Löhne für die noch 93 Beschäftigten drei Monate lang durch Konkursausfallgeld abzudecken. Köhler warf der Treuhand und den Banken vor, "sehenden Auges" zugesehen zu haben, wie das Unternehmen in die Pleite schlitterte.Die Treuhand hatte die Berlin-Kosmetik 1993 für 38,5 Mill.DM an den US-Investor Raymond Learsy verkauft.Dieser habe davon 1 Mill.DM gezahlt, 11 Mill.DM als Kredit aufgenommen, dessen Refinanzierung aus dem Unternehmen sichergestellt werden sollte."Daß die Refinanzierung nicht klappen würde, war abzusehen", sagte Köhler.Berlin-Kosmetik habe den Umsatz seit 1993 von 6 Mill.DM auf 17 Mill.DM hochgefahren, die angestrebte Gewinnzone aber nie erreicht.Im April stellte Learsy die Produktion ein. Die BvS wies die Vorwürfe zurück.Berlin-Kosmetik benötige "ein tragfähiges Erwerberkonzept", hieß es.Das Papier des Sequesters sei ein "unausgegorener Schnellschuß".Auch die Senatsverwaltung reagierte zurückhaltend.Wirtschaftssenator Elmar Pieroth sagte auf Anfrage, man sei zu Finanzhilfen bereit, "wenn es Investoren gibt".

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