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Wirtschaft: „Zu Hysterie besteht kein Anlass“

Die Exporteure bleiben gelassen – solange der Euro nicht explodiert

Herr Börner, steht die deutsche Wirtschaft wegen des starken Euro vor dem Kollaps?

Nein, die Gefahr wird häufig überschätzt. Zu Hysterie und Weltuntergangsstimmung besteht kein Anlass.

Immerhin ist der Euro in wenigen Wochen um gut fünf Prozent teurer geworden.

Besorgnis erregend wäre die Aufwertung, wenn sie unerwartet käme und sich der Euro sehr rasch sehr stark verteuern würde. Es war abzusehen, dass der Dollar schwächer werden würde. Dies betrifft deshalb kaum das laufende Geschäft, verstärkt aber den Wettbewerbsdruck der in Dollar anbietenden Länder beim Neugeschäft, allen voran Chinas und der USA.

Sie sehen also keine Gefahr für den Export, die stärkste Stütze der Konjunktur?

Nein, wir bleiben dabei, dass die Ausfuhr 2005 zwischen fünf und sieben Prozent wachsen wird, nach gut zehn Prozent 2004. Mehr als die Hälfte unseres Exports geht in den Euroraum – Waren im Wert von 440 Milliarden Euro. Hier spielen Wechselkurse keine Rolle. Und unsere Wettbewerber in Belgien, Spanien oder Frankreich haben das gleiche Problem.

Hat die Euro-Stärke auch Vorteile für uns?

Ja, Importeure und Zulieferer können billiger im Ausland einkaufen – das bedeutet beim Kauf von Öl und Gas eine Kostenentlastung frei Haus. Das gilt auch für die Fahrzeug- und die Maschinenbaufirmen. Den Löwenanteil im Export machen global organisierte Unternehmen aus, die Fabriken in vielen Ländern unterhalten und Währungsschwankungen abfedern. Sie sind zudem extrem wettbewerbsfähig, weil sie die Kostenvorteile an anderen Standorten nutzen.

Muss die Zentralbank intervenieren?

Das ist Unsinn. Die USA werden ihre Defizite nur in den Griff bekommen, wenn der Dollar weiter an Wert verliert. Das wissen die Finanzmärkte, deshalb ist es sinnlos, jetzt einzugreifen. Die EZB sollte das nur tun, wenn der Euro in wenigen Tagen auf 1,40 Dollar steigen würde.

Das Gespräch führte Carsten Brönstrup

Anton Börner ist Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA). In der Branche sind 120000 Unternehmen mit 1,3 Millionen Beschäftigten tätig.

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