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Die Logik des Geldes. Man kann nicht eine sichere Bank wollen und ihr gleichzeitig

© dapd

Wirtschaft: Zu viel Freiheit für die Banken

Eine Berliner Tagung über Finanzmärkte und Regeln

Berlin - Wolfgang Schäuble ließ sich entschuldigen. Der Finanzminister habe noch „wichtige Vorgespräche“ für den nächsten Gipfel zu führen, berichtete Staatssekretär Hartmut Koschyk (CSU) und hielt deshalb anstelle seines Chefs einen kleinen Vortrag über „Finanzmärkte und Politik“. Vor zehn Jahren, so Koschyk am Montag bei einer Tagung der Humboldt Viadrina School of Governance, habe man überlegt, wie man durch Deregulierung den Standort attraktiver machen könnte. Nun, nach der Lehman-Pleite und mitten in der Euro-Krise, zeigte er sich geläutert. „Mit unbegrenzter Freiheit können die Menschen und die Märkte nicht umgehen.“

Es schlägt also die Stunde der Regulierer, und da sei durchaus schon einiges passiert, erläuterte der deutsche Finanzstaatssekretär. Die Aufsicht der Banken habe man verbessert; die Bankerboni seien stärker an den langfristigen Erfolg gekoppelt und schließlich hätten die Banken „mehr und besseres Kapital“. Und wenn eine Bank sich das zusätzlich erforderliche Eigenkapital nicht besorgen könne, sei das Mutterland der Bank dran. Erst an dritter Stelle stehe der europäische Rettungsschirm EFSF. Von den deutschen Banken, das ließ Koschyk durchblicken, werde vermutlich keine staatliche Hilfen in Anspruch nehmen müssen. Schon gar nicht der Marktführer, die Deutsche Bank.

Jürgen Fitschen, derzeit Vorstandsmitglied und im nächsten Jahr gemeinsam mit Anshu Jain Nachfolger Josef Ackermanns an der Spitze der Bank, erläuterte die Notwendigkeit großer Universalbanken in der Globalisierung. Das normale Bankensystem sei ausreichend reguliert, doch das könne man keineswegs auch für die Schattenbanken behaupten. Dieser Bereich, zu dem etwa die Hedgefonds zählen, sei „völlig unreguliert“.

Fitschen begrüßte die höheren Eigenkapitalauflagen und bat gleichzeitig um ein bisschen mehr Redlichkeit: „Sie können nicht sichere Banken haben wollen und gleichzeitig den Banken verbieten, dass sie Geld verdienen.“ Zu groß kann eine Bank für den Deutschbanker auch nicht sein. Ob man ein Unternehmen an die Börse begleite und dafür Investoren suchen müsse, oder ob man die Firmen bei ihren Geschäften in aller Welt unterstütze – „eine bestimmte Größe ist absolut erforderlich“, meinte Fitschen. Und eine Trennung von Investmentbank und Geschäftsbank bringe keineswegs mehr Sicherheit. Lehman sei ja auch nur eine Investmentbank gewesen und dennoch pleitegegangen. Und schließlich strahlt eine breit aufgestellte Universalbank für Fitschen Sicherheit aus. Auch deshalb weil man in dieser Bank besser und ausgewogener Risiken managen könne.

„Die Akzeptanz der Banken ist nicht groß“, hatte er zu Beginn seines Vortrags gesagt. Und Fitschen schloss mit einem Eingeständnis: Das Vertrauen zwischen den Banken „ist auf einem Minimum“. Sie trauen sich nicht einmal mehr gegenseitig. Alfons Frese

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