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Wirtschaft: Zufrieden in Berlin

Der Zughersteller Stadler steigert seinen Umsatz um 47,6 Prozent auf 330 Millionen Euro / Fünf Standorte in der Region.

Berlin - Darauf ist Michael Daum stolz: „Ausgerechnet im Hochlohnstandort Deutschland haben wir eine Fertigung für Rohbauten von Schienenfahrzeugen aufgenommen und Erfolg damit“, freute sich der Geschäftsführer von Stadler Deutschland am Donnerstag bei der Vorlage der Jahreszahlen. Heimat bedeute für das aus der Schweiz kommende Unternehmen ohnehin viel: Fahrzeuge, die für Deutschland bestellt werden, würden, so Daum, grundsätzlich auch in Deutschland gebaut. In Berlin.

2001 hat Stadler in Pankow das kurz zuvor für den Schienenfahrzeughersteller Adtranz an der Lessingstraße gebaute Werk übernommen – mit etwa 200 Mitarbeitern. Hinzu gekommen sind 2011 die Standorte für die Rohbaufertigung und das Lackieren in Reinickendorf und für den Bau von Straßenbahnen in Hohenschönhausen sowie 2012 ein Logistikzentrum in Reinickendorf. Das Servicezentrum Velten ging schon 2002 in Betrieb. Beschäftigt sind inzwischen in der Region insgesamt 1300 Mitarbeiter.

Stadler greift dabei auch auf Leiharbeiter zurück, weil nur so das stark schwankende Geschäft ausgeglichen werden könne, sagt Daum. In Spitzenzeiten lag der Anteil nach Daums Angaben bei 40 Prozent, angestrebt werde ein Wert zwischen zehn und 15 Prozent. In der Region gebe es zwar Fach- und Nachwuchskräfte, aber es sei nicht immer einfach, Facharbeiter zu finden.

Grundsätzlich sei es eine gute Entscheidung gewesen, Berlin als Standort auszuwählen. Im vergangenen Jahr ist es auch zum ersten Mal gelungen, einen Auftrag für die BVG zu ergattern; Stadler soll zunächst zwei Prototypen für die U-Bahn bauen, denen 34 Züge folgen sollen. Angaben zum Jahresabschluss machte das Unternehmen nicht, aber der Umsatz sei im vergangenen Jahr um 47,6 Prozent auf rund 330 Millionen Euro gestiegen. Begonnen hatte Stadler mit rund 25 Millionen Euro. Seit 2000 seien insgesamt 33,2 Millionen Euro in der Region investiert worden, sagte Daum.

Qualität ist dabei nicht immer herausgekommen. Bei Straßenbahnen des Typs Vario, die unter anderem in Potsdam fahren, mussten Räder ausgetauscht werden, neue Züge des Typs GTW 6 für die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) machten im Winterbetrieb schlapp, und die ebenfalls von der Odeg im vergangenen Dezember bestellten KISS-Doppelstocktriebwagen konnten nicht rechtzeitig geliefert werden. Derzeit werden die letzten Einheiten zusammengebaut.

Daum gibt unumwunden zu, dass Qualitätsmängel nicht zu vermeiden seien, die größten Probleme gebe es aber nach wie vor beim Zulassen der Fahrzeuge durch das Eisenbahn-Bundesamt. Zu oft würden Normen in der Planungs- und sogar in der Produktionsphase geändert. Auch ein auf Initiative von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) eingeführtes Handbuch, das Normen für mehrere Jahre festsetzen sollte, habe daran nichts geändert. Bei den KISS-Zügen musste nach Daums Angaben nachträglich eine dritte Bremsscheibe im Drehgestell eingebaut werden, was die Produktion stoppte. Verdient habe man an dem Auftrag nichts. Klaus Kurpjuweit

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