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Die Bahn modernisiert das Schienennetz. 850 Einzelprojekte sind geplant.

© dpa

Zugverkehr: Die Deutsche Bahn modernisiert das Schienennetz

Die Deutsche Bahn steckt dieses Jahr rund 5,5 Milliarden Euro in die Modernisierung des Schienennetzes. Langfristig soll das helfen, die Pünktlichkeit zu verbessern.

Nichts geht mehr auf einem Teil der Bahnstrecke zwischen Saalfeld und Nürnberg. Wegen Bauarbeiten an Gleisen, Bahnsteigen und Brücken ist der Abschnitt seit Mitte Januar bis Anfang September gesperrt – 34 Wochen lang. „Das klingt nicht gut“, sagt Thomas Schaffer, Netz-Vorstand Vertrieb und Fahrplan der Deutschen Bahn. Fahrgäste müssten auf den Schienenersatzverkehr umsteigen und Verspätungen hinnehmen. Doch Schaffer macht eine Rechnung auf, die noch schlechter klingt: Würden die Arbeiten „über dem rollenden Rad“ erledigt, also im laufenden Betrieb, müsste ganze acht Jahre lang zwischen Saalfeld und Nürnberg gebaut werden.

„Wir wollen für unsere Reisenden und Güterverkehrskunden natürlich so wenig Einschränkungen wie möglich“, sagte Schaffer am Montag in Berlin. Deshalb würden die Baumaßnahmen – bis zu 850 im laufenden Jahr – in insgesamt 78 „Korridoren“ zusammengefasst, in denen parallel gebaut werde. Das Ziel: Mehr Transparenz, schnellere Abwicklung, weniger Verspätungen. Zudem solle häufiger in der Nacht gebaut werden, außerdem würden Baustellen früher in den Fahrplan integriert, um böse Überraschungen für die Kunden zu vermeiden. Mitte des Jahres soll es auch eine App fürs Smartphone geben, die Kunden die entsprechenden Informationen auf einen Blick bereitstellt. Zwischen 2016 und 2019 will die Bahn die baubedingten „Verspätungsminuten“ so halbieren – obwohl das Bauvolumen auf dem 61.000 Kilometer langen Schienennetz im gleichen Zeitraum um 25 Prozent steigt.

Bei der Pünktlichkeit hat die Deutsche Bahn großen Nachholbedarf. 2015 erreichte jeder vierte Fernzug sein Ziel verspätet. Immerhin: Nach Schaffers Angaben reduzierten sich die baubedingten Verspätungen im vergangenen Jahr um 27 Prozent. Trotz neuer Baustellen soll das Niveau gehalten werden.

150 Brücken sollen 2016 repariert werden

Im laufenden Jahr werden für rund 5,5 Milliarden Euro rund 3200 Schienenkilometer, 2000 Weichen und rund 150 Brücken repariert oder erneuert. Das sind 200 Millionen Euro mehr als 2015. Bis 2019 stehen für das umfangreichste Sanierungsprogramm in der Bahn-Geschichte insgesamt rund 28 Milliarden Euro zur Verfügung. Davon entfallen unter anderem zwölf Milliarden Euro auf Schienen und Weichen, vier Milliarden Euro auf Leit- und Sicherungstechnik, drei Milliarden Euro auf Brücken.

In der Region Berlin-Brandenburg sollen zwischen 2015 und 2019 insgesamt 1,8 Milliarden Euro verbaut werden, jährlich also gut 350 Millionen Euro. Details dazu wollen die Bahn und das Land Berlin Anfang März bekannt geben.

Mit dem Programm sorgt die Bahn vor allem dafür, dass der in den Jahren der Unterfinanzierung aufgelaufene Sanierungsbedarf nicht weiter wächst. Komplett abgebaut werden soll der Rückstau dann ab dem Jahr 2019. „Das erste Jahr ist sehr gut gelaufen“, sagte Roland Bosch, DB Netz-Vorstand Produktion. „Wir sind voll im Plan.“ 2015 habe die Bahn jeden Cent, den der Bund im Rahmen der sogenannten Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zur Verfügung stellt, verbaut. Er sei zuversichtlich, dass dies auch 2016 so sein werde, sagte Bosch. Von den 28 Milliarden Euro, die insgesamt für das Sanierungsprogramm zur Verfügung stehen, kommen 16,6 Milliarden Euro vom Eigentümer Bund und 11,4 Milliarden Euro aus Eigenmitteln der Bahn. „Ich erwarte, dass die Bahn unsere Mittel schnell und gezielt in das bestehende Netz investiert und vor allem den Sanierungsstau bei den Brücken abbaut“, hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Sonntag mitgeteilt.

Einschränkungen auf zahlreichen Strecken

Dabei müssen sich Bahn-Kunden in den kommenden Monaten auf zahlreichen Strecken auf Einschränkungen einstellen. Längere Fahrzeiten müssen beispielsweise Fernreisende zwischen Mai und September zwischen Hamburg-Hannover-Göttingen in Kauf nehmen, weil hier zeitweise nur ein Gleis befahrbar ist. Dort werden die Weichen und Gleise erneuert. Auch zwischen Frankfurt am Main und Mannheim gibt es im Sommer nur eine eingleisige Verkehrsführung. Der Fernverkehr wird hier umgeleitet. Im Nahverkehr verlängert sich die Fahrzeit, teilweise fallen Züge aus.

Reisende können sich im Internet unter www.bahn.de/bauarbeiten sowie unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 599 66 55 und an den DB-Schaltern über Bauarbeiten und Fahrplanänderungen informieren.

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