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Unter der Lupe. An der TU beschäftigen sich Studierende im Rahmen des Programms „Gender Pro MINT“ mit Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit in den Technikwissenschaften.

© picture alliance / dpa

Zukunftswünsche von Jugendlichen: Studie: Frauen wollen keinen technischen Beruf erlernen

Viele Initiativen fördern Frauen in naturwissenschaftlichen Fächern. Der Erfolg bei Schülerinnen ist laut einer Allensbach-Studie verschwindend gering.

Seit 2001 gibt es jedes Jahr einen Girls’ Day, die Bundesregierung plant eine Frauenquote von 30 Prozent in den Aufsichtsräten von Großunternehmen, zahlreiche Initiativen werben für Frauen in den Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) – offenbar mit wenig Erfolg. Wie die Studie „Schule, und dann?“ des Allensbach-Instituts zeigt, die im Auftrag der Vodafone-Stiftung unter etwa 500 Schülern und ihren Eltern in den letzten drei Klassen der allgemeinbildenden, weiterführenden Schulen durchgeführt wurde, können sich nur zwei Prozent der Mädchen vorstellen, einen technischen Beruf zu erlernen.

„Diese Zahl ist erstaunlich“, sagt Andrea Freudenberg, Projektmanagerin des Lehramt-„Mintoring“-Programms der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Das Programm fördert Teilnehmer in den letzten zwei Jahren vor dem Abitur und im ersten Hochschuljahr, um Lehramtskandidaten für Mint-Fächer zu gewinnen. Mehr als ein Drittel der Programmteilnehmer sind weiblich. „Wahrscheinlich müsste es noch mehr Initiativen geben, wie sie schon im Nationalen Mint-Forum gebündelt werden“, sagt Freudenberg.

Ein Umdenken der Politik fordert Ellen Walther-Klaus, Geschäftsführerin der Initiative „Mint Zukunft schaffen“. „Wenn nach all den Bemühungen solche Zahlen herauskommen, müssen wir neu denken.“ Auch beim Mint-Nachwuchsbarometer 2014 der Körber-Stiftung liegt der Anteil weiblicher Auszubildender in Mint-Berufen 2012 bei nur 10,8 Prozent. Wichtig sei die Förderung des Selbstvertrauens der Mädchen. „Wir müssen den Mädchen klar machen, dass sie nicht alleine unter Jungen sind, sondern dass sie dazugehören“, sagt Walther-Klaus. „Vieles hat sich auch bewährt, etwa die Mentorenprogramme für Mädchen – da müssen wir ansetzen.“

Beliebtere Berufsbilder bei Mädchen sind medizinische (20 Prozent) und soziale (18 Prozent) Berufe. „Für Mädchen ist es in der Zukunft besonders wichtig, in einer guten Partnerschaft zu leben, später einmal Kinder zu haben, viel zu reisen und anderen Menschen zu helfen“, sagte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Allensbach-Instituts bei der Vorstellung der Studie. „Den Jungen ist es hingegen eher wichtig, im Beruf gut zu verdienen, das Leben zu genießen und viele Freunde zu haben.“ Einen Beruf zu finden, der ihnen Spaß bereitet, ist Jungen und Mädchen gleich wichtig (87 Prozent). „Technische, kaufmännische und handwerkliche Berufe sind bei Jungen weiterhin hoch im Kurs“, stellte Köcher fest.

Die Wünsche, sich im Beruf selbst zu verwirklichen, gut bezahlt zu werden und einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, stehen für die Schüler an erster Stelle. „Das sind Arbeitsbedingungen, die sich in der Arbeitswelt nicht unbedingt widerspiegeln“, sagt Bildungsforscher Klaus Hurrelmann. „Das kann auch ein Grund dafür sein, dass wir so hohe Abbruchquoten in Studium und Beruf haben.“ Laut mehreren Studien brechen rund ein Viertel der jungen Erwachsenen ihre Ausbildung oder ein Studium ab.

Einen elementaren Bruch mit der deutschen Tradition sieht Hurrelmann im aktuellen „Akademisierungswahn“. Der duale Ausbildungsweg sei nicht mehr der Königsweg in Deutschland. „Die Mehrheit möchte studieren – vor allem Mädchen“, sagt der Bildungsforscher. Allerdings ist die Zahl der Schüler, die studieren möchte, an Gymnasien mit 74 Prozent weit höher als bei den Befragten an Schulen ohne gymnasiale Oberstufe (zwölf Prozent).

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