zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Zwangsarbeiter der IG Farben sollen Vermögen erhalten

FRANFURT/MAIN .Die neuen Liquidatoren der IG Farben in Abwicklung, Volker Pollehn und Otto Bernhardt, wollen das Unternehmen in etwa vier Jahren auflösen und dann den Großteil des Vermögens, den unter Mitverantwortung der IG Farben im Nationalsozialismus gequälten Menschen "zukommen lassen".

FRANFURT/MAIN .Die neuen Liquidatoren der IG Farben in Abwicklung, Volker Pollehn und Otto Bernhardt, wollen das Unternehmen in etwa vier Jahren auflösen und dann den Großteil des Vermögens, den unter Mitverantwortung der IG Farben im Nationalsozialismus gequälten Menschen "zukommen lassen".Dabei hoffen die Liquidatoren, noch erhebliche Beträge in der Schweiz loseisen zu können.Denn das Vermögen der schweizerischen IG Farben-Tochter IG Chemie in Basel, das 1945 in Interhandel umbenannt wurde, ist nach Ansicht der Manager auf nicht ganz einwandfreien Wegen in das Eigentum der heutigen United Bank of Switzerland (UBS) gelangt.Immerhin geht es dabei um ein Vermögen von 4,4 Mrd.DM.

"Falls es bei der Übernahme von Interhandel wirklich nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, dann steht das Interhandel-Vermögen dem IG Farben-Restvermögen zu," erklärte Pollehn.Das Vermögen hätten die Schweizer verdeckt treuhänderisch verwaltet und Anfang der sechziger Jahre zum großen Teil übernommen.

Zunächst sollen die Schweizer die entsprechenden Archive öffnen, um die Vorgänge aufklären zu können.Für die IG Farben in Abwicklung ist dies ein ganz entscheidender Teil der künftigen Arbeit.Die Gesellschaft war 1952 von den Alliierten gegründet worden und sollte Entschädigungen und Ansprüche des ehemaligen Chemiekonzerns abwickeln und sich danach selbst auflösen.Die IG Farben war bis zum Kriegsende eines der weltgrößten Chemieunternehmen, beschäftigte im Krieg Zehntausende von Zwangsarbeitern und lieferte den Nazis das Vernichtungsgas Zyklon B.

Seit fast 50 Jahren soll die Nachfolgegesellschaft aufgelöst werden.Erst jetzt scheint die Auflösung der IG Farben und der Aufbau einer Stiftung für die Opfer endlich in Angriff genommen zu werden.Möglich wird dies auch dadurch, daß Großaktionär Günter Minninger Ende 1998 sein 40-prozentiges Aktienpaket verkauft hat.Nach Ansicht von Bernhardt und Pollehn haben die früheren Investoren die politische Brisanz des Unternehmens verkannt.Zur Auflösung müßten aber noch laufende Prozesse abgeschlossen, der Komplex Interhandel geklärt und letztlich die Immobilien verkauft werden.Über eine Tochtergesellschaft besitzt die IG Farben in Bochum und im Rheinland noch rund 500 Wohnungen.Das Vermögen der IG Farben beziffert er auf derzeit knapp 28 Mill.DM.1997 erreichte das Unternehmen einen Gewinn von 237 000 DM.

Die geplante Stiftung soll mit "einigen Millionen" ausgestattet sein.Sie soll nicht nur Zwangsarbeiter entschädigen, sondern auch Geld für die Aufarbeitung der Firmengeschichte bereitstellen.Rolf Obertreis

Zur Startseite