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Wirtschaft: Zwei von drei

In Berlin und Brandenburg könnten bis zu 10 000 Beschäftigte ausgelagert werden, erwartet Verdi

Von Corinna Visser

Berlin - Die Versetzung von Telekom- Beschäftigten in schlechter bezahlte Jobs bei konzerneigenen Servicegesellschaften trifft die Region Berlin-Brandenburg ganz besonders. Die Gewerkschaft Verdi geht davon aus, dass bis zu 10 000 Beschäftigte der Festnetzgesellschaft T-Com in Berlin und Brandenburg betroffen sein werden, 6000 davon in Berlin. Es ginge damit ungefähr um zwei von drei Beschäftigten des Bonner Konzerns in der Region.

Der Unmut ist groß. „Der Druck der Beschäftigten wächst, dass wir Aktionen machen sollen“, sagte Mike Döding, Verdis zuständiger Fachbereichsleiter dem Tagesspiegel. „Wir sind gerade dabei einen Plan zu erarbeiten.“ Unter anderem wollen die Beschäftigten sich an die Politik wenden, denn der Bund ist der größte Anteilseigner der Telekom.

Am Mittwoch hatte der Aufsichtsrat der Telekom den Plänen des Vorstands zugestimmt, drei neue Servicegesellschaften für Infrastruktur, technischen Kundendienst und Call Center zu gründen und dorthin rund 50 000 Vollzeitarbeitsplätze auszulagern. Die Telekom will auf diese Weise den Service verbessern. In den neuen Gesellschaften sollen die Mitarbeiter länger arbeiten und weniger verdienen. Derzeit arbeiten die Beschäftigten der Festnetzgesellschaft T-Com im Rahmen eines Beschäftigungsbündnisses 34 Stunden. Nach Angaben der Telekom liegen die Vergütungen im Bereich Service und Call-Center zwischen 30 und 50 Prozent über dem marktüblichen Niveau. Wer genau und wie viele Mitarbeiter tatsächlich von der Auslagerung betroffen sein werden, lässt das Unternehmen offen. „Wir wissen noch nichts“, sagte ein Berliner Betriebsrat dem Tagesspiegel. „Wir haben eine Reihe von Fragen an den Aufsichtsrat geschickt – und keine ist beantwortet worden.“ Verdi hat die Telekom inzwischen zu Verhandlungen aufgefordert, einen Termin gibt es noch nicht.

Nach Angaben der Telekom arbeiteten Ende 2005 in Berlin rund 9000 Mitarbeiter für den Konzern, in Brandenburg waren es 3500. Aktuellere Zahlen gibt es nicht. Dabei zählt die Telekom nicht die tatsächlichen Köpfe, sondern die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze. Das bedeutet, dass es tatsächlich mehr Menschen sind.

Von der Auslagerung betroffen sind im Wesentlichen die Mitarbeiter der Festnetzgesellschaft T-Com, die im Bereich Infrastruktur, technischer Kundendienst und in Call Centern arbeiten. Allerdings geht die Gewerkschaft davon aus, dass auch Mitarbeiter aus dem Service von T-Mobile in die neuen Gesellschaften wechseln. Unklar ist auch, ob noch Mitarbeiter der Sparte T-Systems dazukommen. In einigen Bereichen ist die Zahl der Mitarbeiter, die in Teilzeit arbeiten sehr hoch. „Wir lassen derzeit die genaue Zahl der betroffenen Mitarbeiter ermitteln“, sagte Döding. Die Telekom hält es jedoch für verfrüht, schon jetzt Zahlen zu nennen. „Verdi müsste wissen, dass Aussagen zu einzelnen Standorten erst nach den Tarifverhandlungen möglich sind“, sagte eine Telekom-Sprecherin. „Erst dann kann man konkrete Zahlen nennen.“

Die Anleger glauben offenbar nicht an die Pläne, mit denen Konzernchef René Obermann den Konzern auf Wachstumskurs bringen will. Nachdem die T-Aktie nach der Veröffentlichung der Bilanzzahlen am Donnerstag bereits größter Verlierer im Dax gewesen war, setzte sie am Freitag ihre Talfahrt fort. Die Nachricht über den Verlust im vierten Quartal und die Enttäuschung über die nicht angehobene Dividende wirkten nach, hieß es am Markt. Die T-Aktie verlor bis zum Börsenschluss 2,38 Prozent auf 12,73 Euro.

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