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Paul Morzynski und Jörg Zumbaum schütteln sich die Hände nach einer Pressekonferenz in Heiligendamm.

© dpa

Zweiter Anlauf im Grandhotel: Halloren-Chefaufseher kauft Heiligendamm

Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Paul Morzynski aus Hannover hat das insolvente Grand Hotel Heiligendamm erworben und will das Resort wieder an die Spitze führen. In der Nacht zum Dienstag war der Verkauf an eine Berliner Investorengruppe endgültig geplatzt.

Selbst ein seit vier Jahrzehnten im Insolvenzgeschäft erfahrener Anwalt lässt sich manchmal durch „Dollarzeichen in den Augen“ blenden. So umschrieb Jörg Zumbaum gestern im vornehmen Musiksalon des Grandhotels Heiligendamm bei Rostock den missglückten Verkauf des 190-Zimmer-Resorts an zwei Berliner Firmen vor zwei Monaten. „Hätten wir damals etwas länger und intensiver geprüft, wäre der Zuschlag gleich an den Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Paul Morzynski aus Hannover gegangen“, sagte der 64-Jährige, der die Geschäfte in Heiligendamm seit der Pleite des Investors Arno August Jagdfeld im Februar vergangenen Jahres geführt hatte. „Diesmal bin ich mir aber sicher, dass wir die richtige Wahl getroffen haben.“

Dieses Urteil fiel dem Mann aus Düren im Rheinland nicht schwer. Denn der Kaufpreis ist bereits am gestrigen Tag überwiesen worden. Details über die Höhe wollten aber weder der Insolvenzverwalter noch der neue Hoteleigentümer verraten. Es dürften aber nach unbestätigten Informationen aus dem Hotel weniger als die 30 Millionen Euro gewesen sein, die die Berliner Firmen Palladio AG und De & De Holding GmbH bis Ende Juli zahlen wollten. Da diese Zahlungen aber, wie berichtet, ausgeblieben waren, trat der Insolvenzverwalter vom Ende Mai vereinbarten Geschäft zurück. „Obwohl die Berliner Investoren keine Verpflichtungen eingehalten haben, gibt es mit ihnen noch rechtliche Unsicherheiten über die Auflösung des Vertrages“, sagte Zumbaum. Er schloss einen längeren Rechtsstreit mit den beiden Firmen, gegen die die Staatsanwaltschaft Rostock wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betruges ermittelt, durch mehrere Instanzen nicht aus.

„Ich habe das Geld für Heiligendamm vorwiegend aus meinem Privatvermögen gezahlt“, versicherte der neue Eigentümer Paul Morzynski. „Die Liebe zu diesem in Deutschland einmaligen Ensemble am Meer begann schon vor zehn Jahren. Deshalb hatte ich mich die Meldung von der Insolvenz des Hotels stark getroffen.“

Er wolle das fast 200-Zimmer-Haus als Fünf-Sterne-Ressort erhalten und in keinem Fall in Einzelteilen verkaufen. Dabei sehe er gute Chancen, dass das Haus schon im zweiten Jahr schwarze Zahlen schreiben könnte. Morzynski weiß bereits, wie das gelingen könnte: „Mehr Menschen müssen ins Hotel kommen und dann viel länger als bisher bleiben.“ Das Ensemble solle daher kinderfreundlicher werden. „Die Erwachsenen sind immer bereit, für die Kinder mehr auszugeben“, sagte Hannoveraner, der in seinem Familienunternehmen seine Söhne und seine Ehefrau beschäftigt. Auch der Bau eines Außenpools und die Erneuerung von Fassaden, TV-Geräten oder Teppichen gehören zu den nächsten Aufgaben.

Vorerst sollen alle 240 Mitarbeiter und das bisherige leitende Management weiter beschäftigt werden. „Ich hatte als Gast in der vergangenen Zeit nie den Eindruck, in einem Hotel in Insolvenz zu nächtigen“, bekannte der neue Investor. „Ich sah keine hängenden Schultern.“

Als wichtigste Referenz nennt Morzynski die Sanierung der Halloren-Schokoladenfabrik in Halle an der Saale. Die habe Anfang der neunziger Jahre auf der „Todesliste der Treuhand“ gestanden und sei heute ein florierendes Unternehmen mit 800 Mitarbeitern an fünf Standorten in Deutschland sowie in Holland und Belgien. Morzynski führte den Betrieb 2007 erfolgreich an die Börse und ist als größter Einzelaktionär auch der Aufsichtsratsvorsitzende. Außerdem ist er Gesellschafter des neuen Vier-Sterne-Hotels Upstalboom im benachbarten Kühlungsborn. Er schloss hier eine „gewisse Zusammenarbeit“ mit Heiligendamm nicht aus. Außerdem hätten sich schon zwei „namhafte Hotelgruppierungen“ bei ihm gemeldet, um sich als möglicher Betreiber von Heiligendamm ins Gespräch zu bringen, teilte der Unternehmer mit. Mecklenburg-Vorpommern besitzt zehn Hotels der Fünf-Sterne-Kategorie. „Wir wollen mit Heiligendamm wieder die Nummer eins werden“, verkündete Paul Morzynski selbstbewusst. Der Geschäftsführer des Landestourismusverband, Bernd Fischer, begrüßte das Ende des Insolvenzzustandes. „Wir brauchen in Heiligendamm endlich eine konstruktive Ruhe, um das Ensemble weiterzuentwickeln“, sagte er.

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