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Wirtschaft: Zweiter Zinsanstieg innerhalb von sechs Wochen

Die Europäische Zentralbank hat wegen wachsender Inflationsrisiken innerhalb von sechs Wochen zum zweiten Mal die Zinsen erhöht. Die EZB beschloss am Donnerstag auf ihrer Sitzung in Frankfurt (Main), den entscheidenden dritten Leitzins von 3,25 Prozent auf 3,5 Prozent zu erhöhen.

Die Europäische Zentralbank hat wegen wachsender Inflationsrisiken innerhalb von sechs Wochen zum zweiten Mal die Zinsen erhöht. Die EZB beschloss am Donnerstag auf ihrer Sitzung in Frankfurt (Main), den entscheidenden dritten Leitzins von 3,25 Prozent auf 3,5 Prozent zu erhöhen. In einer Pressemitteilung hieß es, die ökonomischen Aussichten für den Euroraum seien besser als je zuvor in den vergangenen zehn Jahren. Die EZB verwies zudem auf die Presseerklärung des EZB-Präsidenten Wim Duisenberg nach der letzten Ratssitzung am 2. März. Damals sagte er, dass sich die Risiken für die Preisstabilität mittelfristig vergrößerten.

Seit Herbst 1999 steigt Monat für Monat die Inflationsrate. Einige Länder der Währungsunion liegen sogar deutlich über der EZB-Toleranzschwelle von zwei Prozent. Dieser Trend wird von einer gefährlichen Mixtur angeheizt: Die explosionsartige Erhöhung der Ölpreise um mehr als 100 Prozent verbunden mit einem schwachen Euro schlägt massiv auf die Verbraucherpreise im Inland durch.

Duisenberg hatte zudem gesagt, zwar sei es nicht unwahrscheinlich, dass die Inflationsrate im Laufe des Jahres wieder fallen werde, dennoch müsse man wachsam bleiben. Die meisten Prognosen deuteten auf eine durchschnittliche Preissteigerung von unter zwei Prozent in diesem und im kommenden Jahr hin. Sie gingen allerdings von eher günstigen Annahmen aus. Als wesentlich für die weitere Preisstabilität und den Abbau der Arbeitslosigkeit bezeichnete der EZB-Chef auch moderate Lohnabschlüsse.

Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) sowie die Volks- und Raiffeisenbanken haben die neuerliche Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) als Schritt gegen Inflationsgefahren begrüßt. Diese Zinsanhebung sei "argumentativ gut vorbereitet", lobte der DIHT. Die Gefahren für die Geldwertstabilität in Euroland nähmen angesichts der lebhaften Konjunktur, des schwachen Euro und der weiterhin hohen Rohölpreise zu. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken sprach angesichts eines erhöhten Preisdrucks von einer "angemessenen Reaktion" der Währungshüter. "Die Preisobergrenze von zwei Prozent wird dadurch zwar in diesem Jahr noch nicht akut gefährdet, auf Grund der langen Wirkungsverzögerung geldpolitischer Maßnahmen musste die EZB jedoch jetzt reagieren, um einer Verfehlung des Inflationsziels 2001 vorzubeugen." Die Zinserhöhung verbessere angesichts des positiven wirtschaftlichen Umfeldes sogar die Chancen auf eine Verstetigung des Wachstumsprozesses.

Weitere Zinserhöhungen im Laufe des Jahres wollten die Finanzexperten nicht ausschließen. In der volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank hieß es, ein Erhöhung um 25 Basispunkte bis zur Jahresmitte sei nicht auszuschließen. Auswirkungen auf den Eurokurs erwarten die Experten von der Zinsentscheidung zunächst aber nicht. Die Märkte hätten mit der Entscheidung bereits gerechnet. Positiv beurteilten die Ökonomen die EZB-Politik, die Zinsen jeweils nur in kleinen Schritten zu erhöhen.

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