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Wirtschaft: Zwickel signalisiert: Streik muß nicht sein

BERLIN (alf).Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen am Dienstag abend in Stuttgart bereitet sich die IG Metall auf den Arbeitskampf vor.

BERLIN (alf).Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen am Dienstag abend in Stuttgart bereitet sich die IG Metall auf den Arbeitskampf vor.Am heutigen Donnerstag wollen die gewerkschaftlichen Tarifkommissionen in mehreren Regionen das Scheitern der Verhandlungen sowie Urabstimmungen über einen Streik beantragen.Am Sonntag wird dann der IG Metall-Vorstand in Frankfurt (Main) über die Anträge entscheiden sowie den Tarifbezirk festlegen, in dem eine Urabstimmung und gegebenenfalls anschließend der Arbeitskampf stattfindet.Voraussichtlich vom 22.Februar an sollen die IG Metall-Mitglieder zur Abstimmung gerufen werden, Ende Februar oder Anfang März könnte der Streik beginnen.

IG Metall-Chef Klaus Zwickel sagte unterdessen in einem Interview, "ein Streik muß nicht sein; zwischen dem Scheitern von Tarifverhandlungen, der Durchführung einer Urabstimmung und dem Beginn eines möglichen Streiks vergeht Zeit, und es gibt Möglichkeiten, diese Zeit zu nutzen", sagte Zwickel dem "Rheinischen Merkur".Zum Inhalt eines möglichen Tarifabschlusses sagte der IG Metall-Vorsitzende, daß dieser aus zwei Komponenten bestehen werde: einer prozentualen Lohnerhöhung und einer Einmalzahlung."Die IG Metall ist grundsätzlich bereit, das gute Ergebnis der Metall- und Elektroindustrie in Form einer Einmalzahlung zu berücksichtigen, wissend, daß die Konjunktur in den kommenden Monaten weniger glänzend sein wird als bisher." Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall verteidigte am Mittwoch in einer Stellungnahme seine Strategie.Mit dem Angebot von insgesamt 2,8 Prozent sei der "Spielraum ausgefüllt, mit dem reale Einkommenssteigerungen ohne die Gefährdung von Arbeitsplätzen vereinbar" seien.Der Arbeitgeber-Vorschlag würde den "höchsten realen Einkommensanstieg seit der Vereinigung" bedeuten.

Ein vorerst letzter Versuch, zu einer Lösung am Verhandlungstisch zu kommen, war am Dienstag abend in Baden-Württemberg gescheitert.Die Arbeitgeber hielten an ihrem Angebot von einer Lohnerhöhung von 2,3 Prozent plus einer ertragsabhängigen Einmalzahlung von 0,5 Prozent fest.Die IG Metall fordert für die bundesweit 3,5 Millionen Metaller eine Tarifanhebung von 6,5 Prozent und lehnt ertragsabhängige Tarifbestandteile entschieden ab.

Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen war eine Einigung am Dienstag abend durchaus in Sichtweite, die regionalen Verhandlungspartner hätten sich aufeinander zubewegt.Doch offenbar hätten der Zentralverband Gesamtmetall sowie Arbeitgebervertreter aus anderen Bezirken den baden-würtembergischen Verhandlungsführer zurückgepfiffen, hieß es in IG Metall-Kreisen."Ich hatte den Eindruck, daß der Regionalverband das lösen konnte", beschreibt ein Mitglied der IG Metall-Verhandlungsdelegation seinen Eindruck.Der sich bis dahin abzeichnende Kompromiß habe mehrere Komponenten umfaßt: Eine Pauschalzahlung für die ersten beiden Jahresmonate, eine Erhöhung der Grundentgelte um einen fixen Prozentsatz, eine nicht ertragsabhängige Einmalzahlung, deren Höhe festgeschrieben wird, über deren Auszahlungszeitpunkt und mögliche Tranchenzahlung jedoch die Betriebsparteien entscheiden könnten, sowie schließlich die Laufzeit des Tarifvertrags über dieses Jahr hinaus.Alles in allem, so die IG Metall-Vertreter, müsse ein Gesamvolumen von "gravierend über vier Prozent" herauskommen.

Am Mittwoch setzte die IG Metall die Warnstreiks mit Schwerpunkten in Bayern, Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland und Niedersachsen fort.Allein in Bayern hatte die Gewerkschaft 70 000 Mitglieder zu Protestaktionen aufgerufen.Bei Bosch in Bamberg fielen nach Angaben der IG Metall mehrere Schichten aus.Bei Audi in Ingolstadt beteiligten sich rund 10 000 Arbeitnehmer an einer Kundgebung.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, forderte unterdessen die Arbeitgeberverbände auf, Verbandskündigungen zu erleichtern.Vorbildlich sei das Sonderkündigungsrecht der sächsischen Arbeitgeber, das eine fristlose Kündigung ermögliche, sollte die Lohnzahl zu wenig Rücksicht auf die Produktivitätsverhältnisse nehmen, sagte Henkel der FAZ.Laut Henkel bewahrt die Lockerung der Verbandsbindung die Unternehmen davor, wegen eines falschen Tarifabschlusses zum Konkursrichter gehen zu müssen.Die Austrittsdrohung begrenze die Macht des Tarifkartells.Die IG Metall müsse dann mit ihrem eigenen Verschwinden rechnen.

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