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Wirtschaft: Zwischen Kurzschluss und Stromausfall

Auf einem Berliner Kongress mahnen Energiemanager und Politiker einen Ausbau der Netze an. Diese stünden vor dem Kollaps

Berlin - „Als wir da so saßen, stellten wir nochmal fest, dass die Sonne nachts nicht scheint. Und auch, dass der Wind nicht immer weht, war uns nicht ganz unbekannt.“ So plauderte Klaus Töpfer am Dienstag in Berlin aus dem Nähkästchen über die Beratungen in der „Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung“, die er im Auftrag der Kanzlerin nach dem GAU von Fukushima leitete. Der wohl erste Rat der man der Regierung erteilte, lautet: „Egal was Du machst, mache es so, dass es zu keinen Blackouts kommt“.

Die Verhinderung von Stromausfällen scheint mit dem Ausbau der wetterabhängigen erneuerbaren Energien als vornehmliches Ziel aus dem Fokus geraten zu sein. Somit sahen sich auf der „Jahrestagung Erneuerbare Energien“ gleich mehrere prominente Energiefachleute bemüßigt, auf das Problem hinzuweisen. Matthias Kurth, als Präsident der obersten Bundesnetzagentur oberster Stromnetzregulierer, erklärte dass Strom aus Wind, Biomasse und Sonne schon heute an manchen Tagen 100 Prozent des Strombedarfs liefern – „allerdings nur stundenweise“. Nachts oder bei Flaute müssten dann plötzlich schnell konventionelle Kraftwerke dazugeschaltet werden. Dafür sei das Netz nicht ausgelegt, sagte Kurth. Er nannte gleich mehrere Instrumente, mit denen man den politisch gewollten Ausbau der Erneuerbaren umsetzen kann, ohne Ausfälle.

Netzausbau sei nötig, heißt es immer. Kurth nannte weitere Maßnahmen, die helfen würden: Der internationale Stromaustausch müsse verbessert werden. Auch könne man die Nachfrage aktiv managen – zum Beispiel, indem man Kühlhäuser zentral anstellt, wenn zu viel überschüssiger Strom im Netz ist. Auch brauche es verbesserte Wetterprognosen. Mit diesen Themen beschäftigt sich Boris Schlucht schon heute so intensiv, wie kaum ein anderer. Er leitet das Unternehmen 50 Hertz, den Übertragungsnetzbetreiber in Berlin und dem gesamten Osten Deutschlands. Sein Gebiet umfasse ein Drittel der Bundesfläche aber nur 20 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das heißt, im Osten gibt es wenige stromfressende Industrie. Zugleich hat er 42 Prozent der bundesweit installierten schwankenden Windkraft im Netz. „Wir sind Weltmeister bei der Integration der Erneuerbaren“, sagte er wenig glücklich. kph

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