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Wirtschaft: Zwischen Qualität und Quantität

BERLIN (kvo). "Wissensgesellschaft", "Globalisierung" und "Lebenslanges Lernen" - auf der Podiumsdiskussion der Tagung "Die Zukunft der Arbeit" wiederholten sich am Montag zwar die Schlagworte, die Forderungen der Teilnehmer waren jedoch nur schwer auf einen Nenner zu bekommen.

BERLIN (kvo). "Wissensgesellschaft", "Globalisierung" und "Lebenslanges Lernen" - auf der Podiumsdiskussion der Tagung "Die Zukunft der Arbeit" wiederholten sich am Montag zwar die Schlagworte, die Forderungen der Teilnehmer waren jedoch nur schwer auf einen Nenner zu bekommen.

Arbeitssenatorin Gabriele Schöttler eröffnete als Gastgeberin die Auftaktdiskussion der zweitägigen Veranstaltung im Haus am Köllinschen Park. Sie plädierte vor allem für eine Stärkung der betrieblichen Aus- und Weiterbildung und hob die Bedeutung einer engeren Verzahnung von beruflicher Erstausbildung und Weiterbildung hervor. Die Ausbildungswege müßten flexibler und modularer gestaltet werden. Vor allem aber, so die Senatorin, dürften die Betriebe nicht aus der Verantwortung für die Ausbildung entlassen werden.

Für Peter Haase, Geschäftsführer der VW Coaching GmbH in Wolfsburg, stand dagegen weniger die Frage "Wer bildet aus?" im Vordergrund, als vielmehr eine radikale Änderung der Aubildungsinhalte. "Sie kommen mit der klassischen Schulung der Wissensexplosion nicht hinterher", schilderte Haase seine Erfahrungen mit der immer rasanter werdenden technologischen Entwicklung. In der Mikroelektronik, so Haase, veralte gelerntes Wissen innerhalb von sechs bis zwölf Monaten. Lernen auf Vorrat mache keinen Sinn, das Ziel müsse sein, "besser und schneller zu lernen als die Konkurrenz". Hier liegt für Haase gegenwärtig noch der größte Nachteil des beruflichen Ausbildungssystems in der Bundesrepublik: "Nur wenn die Ausbildung flexibler wird und neue Lernstrukturen vermittelt, wird sie auf die Dauer international wettbewerbsfähig sein." Ähnlich wie Haase betonte auch Gerhard Bosch vom Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen die Bedeutung von Innovation und Qualifikation. Er warnte davor, im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit den Qualifizierungsaspekt zu vernachlässigen. Die aktuelle Debatte um staatlich subventionierte Niedriglöhne sei deswegen besonders problematisch. Sie vernachlässige für das Versprechen, kurzfristig neue Arbeitsplätze zu schaffen, die Qualität der Beschäftigung und damit auch die Qualität der angebotenen Dienstleistungen. "Auf die Dauer können wir nicht ständig Qualität gegen Quantität tauschen", warnte Bosch vor den langfristigen Folgen eines subventionierten Niedriglohnsektors.

Auch wenn die Diskussion unterschiedlichste Ansätze aufzeigte - wer bei dem von der Europäischen Union (EU) geförderten Kongreß auf neue Ideen aus Brüssel gehofft hatte, wurde enttäuscht: Klaus Draxler, Direktor bei der Generaldirektion 22 der EU, gab sich zurückhaltend. Er wies auf das Vorrecht der nationalen Politik hin, daß in diesem Bereich von den Mitgliedstaaten eingefordert wird. "Wir können nur auf Gemeinsamkeiten hinweisen - für mehr haben wir kein Mandat", beschrieb Draxler seine eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten.

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