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Zwei Schwäne fliegen über einem Feld im Oderbruch unweit der brandenburgischen Ortschaft Sachsendorf.

© Patrick Pleul dpa/lbn

30 Prozent des Planeten unter Schutz: Gebt der Natur endlich mehr Platz!

Nur, wenn mehr Lebensräume auf dem Planeten geschützt werden, lässt sich das Artensterben aufhalten. Doch alleine mehr Reservate reichen dafür nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sinan Reçber

Dutzende Staaten inklusive Deutschland wollen 30 Prozent der Erde in weniger als zehn Jahren unter Schutz stellen – sowohl an Land als auch im Meer. Was zunächst radikal klingt, ist nichts weiter als ein längst überfälliger Zwischenschritt, um den ökologischen Kollaps abzuwenden.

Denn klar ist: Die Menschheit hat so viele Lebensräume von Tieren und Pflanzen zerstört, so viel Wälder gerodet, Pestizide gespritzt und das Klima aufgeheizt, dass eine Million Tier- und Pflanzenarten in den kommenden Jahrzehnten aussterben könnten – von schätzungsweise acht Millionen, die die Erde bevölkern. 

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Dabei gehören viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu unserer Lebensgrundlage. Dass die Obst- und Gemüseregale in unseren Supermärkten gut gefüllt sind, verdanken wir Bestäubern wie Honig- und Wildbienen, wie der renommierte Artenforscher Josef Settele in seinem Buch „Die Triple-Krise“ beschreibt.

Melonen, Kakao und Kiwis, bis hin zu Raps, Soja und Sonnenblumen sind zum Teil komplett auf diese tierische Bestäubung angewiesen. Insekten übernehmen die Aufgabe für den Menschen nebenbei und ganz ohne Gegenleistung. „An die 10 Prozent der globalen Nahrungsmittelproduktion gehen auf Insektenbestäubung zurück“, stellt Settele fest.

Nachhaltige Landwirtschaft muss die Politik belohnen

Wie dankt der Mensch? Gar nicht. Er befördert stattdessen mit massivem Pestizideinsatz und Maissaaten auf Äckern den Tod von Hummel und Co. So zerstört der Mensch in großem Stil Lebensräume – ein Hauptgrund für das Artensterben. Eine logische Reaktion auf die katastrophale Entwicklung kann nur mehr geschützter Lebensraum auf der Erde sein.

Richtig ist allerdings auch: Die Forderung nach mehr Schutzgebieten allein reicht nicht; es braucht auch Klimaschutz, weltweit eine gesündere Ernährung mit weniger Fleisch, und genauso wichtig: Eine nachhaltige Landwirtschaft. Noch immer fördert nämlich die Europäische Union mit ihrer Agrarpolitik einen zerstörerischen, industriellen Ackerbau

Für Landwirt:innen muss es sich aber lohnen, wenn sie weniger Pestizid und Dünger nutzen oder für Insekten einige Blühstreifen mit Klatschmohn, Kornblumen oder anderen Wildkräutern auf dem Acker stehen lassen. Das klingt nicht gerade nach reiner Ökolandwirtschaft; und das wäre sie auch nicht. Die wachsende Weltbevölkerung will schließlich mit genug Kartoffeln oder Soja versorgt werden. Und mit genug Naturschutz wird dem Menschen das auch gelingen.

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