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Der Start klappte noch, doch dann traten Probleme mit der Zündung der dritten Stufe der Sojus-Trägerrakete auf, was schließlich zum Absturz führte.

© AFP

Abgestürzte Rakete: Das Scheitern einer „Sojus“ gefährdet den Betrieb der ISS

Nach dem Absturz einer unbemannten „Sojus“-Rakete am Mittwochabend hat die russische Raumfahrtagentur Roskosmos vorerst alle Flüge mit diesem Raketentyp gestoppt. Damit gerät auch der Astronautentransport zur Internationalen Raumstation ISS in Bedrängnis.

Seitdem die US-Spaceshuttles im Juli stillgelegt worden waren, ist Sojus die einzige Möglichkeit, Menschen zur ISS zu bringen. Der nächste Flug war bereits für den 22. September vorgesehen. Ob der Plan zu halten ist oder ob noch Monate bis zum nächsten Start vergehen, ist offen. „Solange die Ursache des Absturzes, der offenbar auf einen Fehler in der Raketenoberstufe zurückgeht, nicht geklärt ist, kann man dazu nichts sagen“, erläutert Andreas Schütz, Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Wenige Minuten nach dem Start in Baikonur war die Rakete bei der Ortschaft Karakokscha in der fernöstlichen Republik Altai aufgeschlagen. An Bord befand sich ein „Progress“-Frachter, der 2,7 Tonnen Versorgungsgüter zur ISS bringen sollte: Vor allem Luft, Treibstoff sowie einige biologische Experimente. Das Überleben der sechsköpfigen Stationscrew werde dadurch nicht gefährdet, sagt Schütz. Der Shuttle „Atlantis“ habe bei seinem letzten Flug im Juli viele Güter mitgebracht, ebenso die unbemannten Transporter ATV und HTV. „Die Lager sind voll“, sagt Schütz. Die Nasa twitterte sogar, dass einschließlich der für 2012 geplanten ATV- und HTV-Flüge für das gesamte kommende Jahr gesorgt sei.

Kritisch ist die Frage, wie es mit der ISS-Besatzung weitergeht. Runter kommen die Astronauten immer, dank zweier Raumschiffe, die stets an der Station festgemacht sind und eine Rückkehr erlauben. Nach oben geht es aber erst mal nicht, solange Sojus Startverbot hat. Sollte der Fehler nicht bald gefunden und behoben werden, hat die ISS ein ernsthaftes Nachwuchsproblem. Eine Möglichkeit wäre, auf einen Notbetrieb umzustellen und die Crew vorübergehend zu reduzieren. Über solch drastische Maßnahmen müssen jedoch die Chefs der fünf an der ISS beteiligten Raumfahrtagenturen entscheiden, die die Untersuchungen in Russland mit Spannung verfolgen. Der DLR-Vorstandsvorsitzende Johann-Dietrich Wörner fordert, eine internationale Kommission einzusetzen. „Wir in Deutschland und Europa sind äußerst abhängig von der Sojus-Technik“, sagt er. Darum sollten auch ausländische Experten zur Klärung der Ursachen beitragen.

Bisher galten die Sojus-Raketen als zuverlässig. Seit 1978 gab es keinen Fehlstart, das sind mehr als 770 erfolgreiche Flüge in Folge. Bis vorgestern.

Das Desaster kommt für die Russen zur Unzeit. Seit einiger Zeit kämpfen sie mit Problemen bei den mehrfach zündbaren Oberstufen ihrer „Proton-M“-Raketen. Nach einer Panne in der vergangenen Woche, bei der ein Nachrichtensatellit verloren ging, erhielten auch diese Startverbot. Damit sitzen zumindest vorübergehend die wichtigsten russischen Trägerraketen am Boden fest. (mit dapd)

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