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AhA: Warum haben Fußballer O-Beine?

Überbelastung kann zu einer Verkürzung der Adduktoren führen. Viele Fußballer haben ihre O-Beine schon in Jugendjahren bekommen.

Zwei zu eins. Alle 30 Minuten ein Treffer – viel mehr kann man als Zuschauer nicht erwarten. Mit dem Fuß ist ein Ball schwer kontrollierbar. Die Kicker sind zwar ständig in Aktion, bis zu 14 Kilometer legen sie während des Spiels zurück. Doch ständig verspringt das Leder, durchkreuzt die gegnerische Abwehr die Versuche, den Ball ins Tor zu bringen.

Immerhin: Das Spiel stärkt die Beinmuskulatur. Allerdings trainierten Fußballer ihre Muskeln nicht gleichmäßig, sagt Thorsten Schiffer, Leiter der Ambulanz für Sporttraumatologie und Gesundheitsberatung der Deutschen Sporthochschule Köln. Um irgendwie Kontrolle ins Spiel zu bekommen, werden Pässe fast immer mit der Innenseite gespielt. „Beim Passen und Schießen werden daher vor allem die Adduktoren auf der Innenseite des Beins gekräftigt.“

Die fünf Adduktoren verbinden Becken und Schenkel. Weit oben führt der Kamm-Muskel vom Schambein zum Oberschenkelhals. Am längsten ist der schlanke Muskel, der Gracilis. Er läuft an der gesamten Innenseite des Oberschenkels entlang und geht schließlich in eine Sehne über, die noch unterhalb des Knies ansetzt. All diese Muskeln ziehen das Spielbein zur Körpermitte. „Werden sie trainiert, haben sie einen höheren Muskeltonus.“ Überbelastung kann dann zur Verkürzung der Adduktoren führen.

Forscher vermuten, dass Spieler wie Marko Marin oder Kevin Prince Boateng auf diese Weise ihre O-Beine bekommen haben. Und zwar schon in Jugendjahren. In der Pubertät wachsen Jungs bis zu acht Zentimeter in einem Jahr. Das Längenwachstum findet in gelenknahen Wachstumszonen statt. Durch den Reiz des Muskelzugs könne es zur Beschleunigung oder Verlangsamung des Wachstums in diesen Zonen kommen, sagt Schiffer. Im Fall der O-Beine verläuft das Wachstum an der Innenseite des Knies langsamer.

Erik Witwrouw von der Uni Gent hat hunderte Jugendliche untersucht, die regelmäßig Fußball spielen. Seiner Studie zufolge sind krumme Beine bei Kickern deutlich häufiger als bei anderen Gleichaltrigen. Der Grad der O-Beinstellung nimmt mit dem Alter zu.

Für Haken schlagende Messis ist dies kein Nachteil. Aber fürs Kniegelenk ist die Fehlstellung eine Dauerbelastung, die bis zum verfrühten Gelenkverschleiß führen kann. Schiffer empfiehlt jugendlichen Fußballern ein Ausgleichstraining, bei dem auch die Gegenspieler der Adduktoren, die Abduktoren an der Beinaußenseite, gekräftigt werden. Thomas de Padova

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