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AhA: Warum ist der Schnorchel so kurz?

Ein bisschen mehr Tiefgang wäre manchmal schön. Aber meist bleibt der Schnorchler an der Wasseroberfläche und betrachtet Seesterne und Fische aus der Ferne.

Ein bisschen mehr Tiefgang wäre manchmal schön. Aber meist bleibt der Schnorchler an der Wasseroberfläche und betrachtet Seesterne und Fische aus der Ferne. Denn weiter als 35 Zentimeter reicht das Atemrohr nicht hinunter.

Der Schnorchel verlängert die natürliche Zuleitung zur Lunge, die aus Mund, Rachen, der bis zu 15 Zentimeter langen Luftröhre und den Bronchien besteht. Zusammen nehmen sie bei einem Erwachsenen ein Volumen von etwa 150 Millilitern ein. „Von dem halben Liter Luft, den wir mit einem normalen Atemzug einatmen, kommen nur 350 Milliliter in der Lunge an“, sagt Wilhelm Welslau, Präsident der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin. „Der Rest bleibt in den Luftwegen.“

Entsprechend sind die Atemwege nach der Ausatmung mit verbrauchter Luft gefüllt. Diese Luft pendelt bei der nächsten Einatmung zur Lunge zurück. „Verlängere ich die Luftröhre über einen zu langen Schnorchel, kann ich beim Atmen nur noch verbrauchte Luft hin und her bewegen, ohne dass die Lunge an frischen Sauerstoff kommt.“

Eine lange Leitung zu haben, überfordert auch die Atemmuskulatur. Bereits eine ein Meter hohe Wassersäule über uns drückt mit 0,1 Atmosphären kräftig auf den Körper, während die ein Meter hohe Luftsäule im Schnorchel, über die die Lunge mit der Umgebungsluft verbunden ist, kaum einen Druckunterschied bewirkt. Die Lunge müsste daher ständig gegen einen höheren Druck ankämpfen, die Atemmuskulatur würde rasch ermüden.

Unsere Luftröhre verzweigt sich über die Bronchien zu immer feineren Kanälen. Die Verästelungen münden in mehrere hundert Millionen winziger Lungenbläschen ein, die über ihre Membran mit dem Blutkreislauf in Verbindung stehen. So vergrößert sich die Kontaktfläche zwischen Luft- und Blutzufuhr auf 80 bis 120 Quadratmeter, der Körper kann genügend Kohlendioxidgas gegen Sauerstoff austauschen.

Die Membran der Lungenbläschen muss dem Druckunterschied zwischen Luft und Körpergewebe standhalten. In tiefem Wasser und bei langem Schnorchel kann dieses Druckgefälle gefährlich groß werden. Um es dann noch auszugleichen, nimmt das Lungengewebe Flüssigkeit aus den Blutgefäßen auf. Eine solche Flüssigkeitsansammlung wird als Lungenödem bezeichnet. Sie kann Atemnot und andere schwere Folgen hervorrufen.

Schnorchler werden daher kurz gehalten. Für tiefere Einblicke müssen sie statt eines langen Rohrs auf eine geeignete Tauchausrüstung zurückgreifen. Thomas de Padova

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