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AhA: Warum macht Gelee Royale die Biene zur Königin?

Bei den Bienen fallen Kastenunterschiede rasch ins Auge. Die Königin hat keine Körbchen zum Pollensammeln und keine Widerhaken am Stachel, sie ist größer als die sterilen Arbeiterinnen und strotzt vor Fruchtbarkeit.

Bei den Bienen fallen Kastenunterschiede rasch ins Auge. Die Königin hat keine Körbchen zum Pollensammeln und keine Widerhaken am Stachel, sie ist größer als die sterilen Arbeiterinnen und strotzt vor Fruchtbarkeit. Denn Aufgabe Ihrer Majestät ist es, im Sommer bis zu 2000 Eier am Tag einzeln in vorbereitete Wabenzellen zu legen.

„Früher dachte man, die Unterschiede zwischen Königin und Arbeiterinnen seien genetisch bedingt“, erzählt Peter Rosenkranz, von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim. Aber aus ein und demselben Ei können Ammenbienen eine Arbeiterin oder eine Königin heranziehen. In den ersten vier bis fünf Tagen nach der Eiablage verläuft die Entwicklung völlig gleich.

Larven brauchen Kraftnahrung. Zunächst werden sie alle mit Gelee Royale gefüttert, einem Sekret, das die Arbeiterinnen in speziellen Kopfdrüsen produzieren. Die Larven nehmen ausschließlich Nahrung zu sich, die ihre als Ammen tätigen Bienenschwestern eigens zu diesem Zweck hergestellt haben, Tröpfchen für Tröpfchen.

Ab dem fünften Tag bekommen künftige Arbeiterinnen zunehmend eine Mischung aus Pollen und Nektar. Die Königin dagegen darf weiterhin mit exquisitem Gelee Royale in unbegrenzten Mengen rechnen. Zwar unterscheidet sich ihr Erbgut nicht von dem anderer Larven. Aber die spezielle Ernährung zieht eine Kaskade biochemischer Reaktionen nach sich. So werden zum Beispiel in diversen Bereichen des Erbguts Moleküle (Methylgruppen) angehängt, die die Entwicklung der Larve und die Ausbildung prägnanter Merkmale regulieren.

Das Erbgut der Honigbiene mit etwa 10 000 Genen wurde erst vor kurzem entziffert. Seither können Forscher studieren, wie die nahrungsbedingte epigenetische Feinabstimmung verläuft. „Gleiche Gene bedeuten nicht gleiche Tiere“, sagt Rosenkranz.

Während die Arbeiterinnen nur drei oder vier verkümmerte Eischläuche besitzen, ist das Ovar der Königin riesig. Sie hat 180 bis 200 Eischläuche, in denen parallel Eier gebildet werden. Nur so kann sie für genügend Nachwuchs sorgen.

Die eigentliche Reproduktionseinheit ist das Bienenvolk. Beginnt die Königin zu altern, bestimmen die Arbeiterinnen den Zeitpunkt, zu dem eine neue Königin herangezogen wird und die alte den Stock verlassen muss. Wie die kollektiven Entschlüsse gefasst werden, ist Forschern wie vieles im Bienenstaat bis heute ein Rätsel. Thomas de Padova

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