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AhA: Warum sind Bremsen solche Quälgeister?

Wenn Sie im Sommer die Nähe des Wassers suchen, werden Sie dort schon erwartet. Blutsaugende Insekten freuen sich über Ihren Besuch.

Wenn Sie im Sommer die Nähe des Wassers suchen, werden Sie dort schon erwartet. Blutsaugende Insekten freuen sich über Ihren Besuch. Stechmücken zum Beispiel haben sich mit feinen Mundwerkzeugen auf solche Blutmahlzeiten spezialisiert. Oft bemerkt man den Stich erst, wenn das unscheinbare Insekt längst das Weite gesucht hat.

Von etwas anderer Art ist die Bekanntschaft mit Bremsen. Die in Deutschland verbreiteten Regenbremsen und Chrysops-Arten – erstere bevorzugen die Beine, letztere die Kopfregion – sind dunkel gefärbt und deutlich größer als Stechmücken. Obschon sie sich lautlos nähern, entgehen Bremsen unseren Blicken nicht. Ungehemmt fliegen sie ihr Opfer an, man wird sie kaum noch los.

Im Gegensatz zu Stechmücken saugen Bremsen das Blut nicht mit einer zierlichen Spritze aus den Venen. „Sie haben grobe Mundwerkzeuge“, sagt Klaus Lunau, Zoologe an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Ihre breiten Kieferzangen reißen und sägen das Gewebe auf. Nach dem Biss saugen die Bremsen das Blut aus der Wunde. Wirklich schmerzhaft ist ihr Biss aber nur dann, wenn ein Nerv dabei verletzt wird.

Die Weibchen saugen nach einem Biss bis zu 0,2 Milliliter Blut. Das kann einige Minuten dauern. Ihre bekanntesten Opfer sind Rinder und Pferde. Die Huftiere zucken mit den Muskeln, schlagen gelegentlich mit dem Schweif, manchmal versuchen sie, sich gegenseitig zu helfen. Es nützt ihnen wenig. Rinder- und Pferdebremsen lassen sich dort nieder, wo sie ungestört bleiben, am Euter etwa oder am Hals. Wenn sie in Scharen auftauchen, verlieren Pferde am Tag bis zu 300 Milliliter Blut durch Stiche. Nachblutende Wunden – angezapft is! – werden oft noch von anderen Fliegen heimgesucht, wodurch die Gefahr von Infektionen weiter steigt.

Da ihre Opfer wehrlos sind, haben Bremsen wenig Grund, sich zu fürchten. „Man hat festgestellt, dass Bremsen nur dann von einem Pferd zu einem anderen wechseln, wenn sie ein anderes Blutopfer in ihrer Nähe haben“, sagt der Experte für Langbeinfliegen und Insektenökologie. Kein Wunder, dass wir sie als lästig empfinden. Einmal da, lassen sich kaum noch verscheuchen. Allerdings machen sie auch wenig Anstalten, einem tödlichen Schlag zu entwischen. Erst recht nicht, wenn sie sich festgebissen haben. Thomas de Padova

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