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AhA: Warum trocknet Wäsche auch bei Frost?

Klirrende Kälte, das Außenthermometer zeigt minus sechs Grad. Trotzdem tritt die Nachbarin auf den Balkon und hängt T-Shirts, Handtücher und Socken an die Leine.

In ein paar Stunden werden die Socken steif sein wie tiefgefrorene Schweinekoteletts. Wie sollen sie da trocken werden?

Tatsächlich trocknen auch Koteletts im Eisfach aus. Denn die kalte Luft darin könne viel weniger Feuchtigkeit speichern als warme, sagt Klaus Lösche, Lebensmittelingenieur an der Hochschule Bremerhaven. „Im Gefrierfach gibt das wasserreiche Fleisch nun Feuchtigkeit an die Umgebungsluft ab.“ Während das Schweinekotelett nach und nach vom Rand her austrocknet, schlägt sich die Feuchtigkeit an den kalten Innenwänden des Gefrierfachs als Eis nieder. Dieser Vorgang setzt sich auch dann fort, wenn das Fleisch bereits gefroren ist. Zwar sitzen die Wassermoleküle in einem Eiskristall ziemlich fest, aber ab und an kann sich doch eines lösen und davonmachen.

Üblicherweise schmilzt Eis, bevor es verdampft. Erst wird es flüssig, dann gasförmig. Bei trockener Umgebungsluft verwandelt es sich allerdings auch auf direktem Weg in Wasserdampf: Es sublimiert. Daher trocknet unverpacktes Fleisch im Gefrierfach aus und verliert an Geschmack. Und gefrorene Socken auf der Leine werden ebenfalls trocken.

Vor allem wenn die Luftfeuchtigkeit in der Waschküche hoch ist, hängt man die Wäsche auch bei Frost besser draußen auf. „Je stärker der Wind, umso schneller trocknet sie dort“, sagt Lösche. Dann werde die Feuchtigkeit auch von gefrorener Wäsche rasch als Wasserdampf abtransportiert.

Lösche und sein Team haben eine Technik weiterentwickelt, um Gefrierbrand zu verhindern: Mithilfe von Ultraschall erzeugen sie einen Nebel, in dem winzige gefrorene Tröpfchen schweben. Weil an jedem Eiskriställchen Wasserdampf austreten kann, ist die Luftfeuchtigkeit hoch. So behält auch ein gefrorenes Schweinekotelett seinen Saft und schmeckt nach dem Auftauen besser. Thomas de Padova

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