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AhA: Warum wechselt das Chamäleon seine Farbe?

Wir rennen nach dem Glück, mühen uns am Einkommen ab ohne Heimkommen. Alles Selbsttäuschung.

Wir rennen nach dem Glück, mühen uns am Einkommen ab ohne Heimkommen. Alles Selbsttäuschung. Das Chamäleon hat so etwas nicht nötig. Oder hat man je ein Chamäleon rennen sehen?

Kann es gar nicht mit seinen Händen und Füßen, deren Finger und Zehen verwachsen und zu Greifzangen umgebildet sind. Geschickt umfasst es damit die Äste, auf denen es sitzt, stundenlang, darauf vertrauend, dass die Beute in Gestalt eines Insekts vorbeikommt. Unvorstellbar, dass ein Chamäleon dem Glück hinterher- oder vor Feinden wegläuft.

Statt sich selbst zu täuschen, täuscht das Chamäleon andere. Sein Verhalten ist voll auf Tarnung ausgerichtet. Solange es keinen Stress hat, ist es an seinen Lebensraum angepasst und einfarbig und hat, je nach Art, einen eher grünen Grundton oder ist gelblich-braun, wenn es in der Wüste oder Halbwüste lebt.

"Erscheint ein Rivale, nimmt das Chamäleon eine starke Kontrastfärbung an", sagt Wolfgang Böhme, Herpetologe am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn. "Es bekommt zum Beispiel schwarze Punkte, weiße Streifen erscheinen an den Körperflanken, es bläht sich auf und reißt das Maul auf, um größer zu wirken." Hilft all das nichts und verliert es den Revierkampf, der oft mit Kopfstößen ausgetragen wird, räumt es auch die Niederlage durch seine Färbung ein und wird dann vom Sieger in Ruhe gelassen.

Chamäleons sind extreme Einzelgänger. Sie kommunizieren über die Farbe mit den Artgenossen und werben um Weibchen, die sich selbst unter gewissen Umständen eine Trächtigkeitsfärbung zulegen, um den Männchen zu sagen: Bei mir könnt ihr nicht landen! Der Farbwechsel dient primär der Kommunikation und dem Ausdruck von Stimmungen, aber auch der Anpassung an die Temperatur. Ist es zu kalt, dunkelt das Chamäleon die Haut ab, bei starker Hitze wird sie heller, um viel Sonnenlicht zu reflektieren.

Pigmentartige Zellen ermöglichen den schnellen Farbumschlag. Sie sind über mehrere Schichten in der Haut verteilt und haben feine Verästelungen. Entlang der Verzweigungen können die Pigmentkörnchen hin- und herwandern, zum Beispiel zur Hautoberfläche hin. Dann erscheint das Chamäleon dunkler. Je nach Gemütslage werden plötzlich gelbe oder rote Pigmente aktiviert. Während unsereins allenfalls ein bisschen rot oder blass im Gesicht wird, verbirgt das Chamäleon seine Stimmung nie. Thomas de Padova

Eine Sammlung der "Aha-Kolumnen" ist unter dem Titel "Wissenschaft im Strandkorb" (160 Seiten, 14 Euro 90) im Piper-Verlag erschienen.

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