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Ein Dozent steht im Hörsaal vor Studierenden.

© dpa

Aktionswoche der Lehrbeauftragten: „Lehraufträge sind prekär“

Die Lehrbeauftragten an Hochschulen gelten als "akademisches Prekariat". Jetzt machen sie mit einem Aktionstag auf ihre Situation aufmerksam - und fordern unter anderem feste Stellen für Daueraufgaben.

An den Berliner Unis übernehmen Lehrbeauftragte bis zu 16 Prozent der regulären Lehre, an Kunst- und Musikhochschulen sind es 30 bis 46 Prozent. Noch größer ist der Anteil, den die akademisch ausgebildeten und oft promovierten Kräfte an den Fachhochschulen stemmen – bis zu 48 Prozent. Dabei verdienten sie mit 22,50 bis 35 Euro in der Stunde nicht einmal halb so viel wie ein fest angestellter W2-Professor mit 82 Euro, kritisieren Lehrbeauftragte, die von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), von der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) und von eigenen Bundeskonferenzen vertreten werden. Am kommenden Donnerstag, 6. November, wollen sie bei einem bundesweiten Aktionstag gegen ihre Arbeitsbedingungen protestieren.

"Von öffentlichen Arbeitgebern ins Abseits gedrängt"

Verträge für nur ein Semester, kein Urlaubsanspruch, kein Mutterschutz, keine Krankenversicherung, Honorare, die nicht an die Tarifentwicklung angepasst sind: Hier werde eine Gruppe von hoch motivierten und qualifizierten Arbeitnehmern von öffentlichen Arbeitgebern ins Abseits gedrängt, sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Von den prekären Beschäftigungsverhältnissen seien bundesweit 85 000 Lehrbeauftragte betroffen. Für diejenigen, die dauerhaft Lehr- und Prüfungsaufgaben übernehmen, fordern Gewerkschaften und Vereinigungen jetzt feste sozialversicherungspflichtige Stellen.

Die Allermeisten sind existenziell auf Lehraufträge angewiesen

Die Vergütung bestehender Lehraufträge müsse an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder gekoppelt werden. Vergeben werden sollten die Aufträge nur noch für ergänzende Lehrangebote, vor allem im Praxistransfer. Bislang seien solche Lehraufträge die Ausnahme, sagt Karola Theill, Pianistin und Dozentin an Musikhochschulen in Berlin und Rostock. Im Musikbereich hätten nur 14 Prozent der Honorarkräfte auch einen Hauptberuf, von dem sie leben. Alle anderen seien existenziell auf Lehraufträge angewiesen.

In Berlin wollen Lehrbeauftragte am Aktionstag am 6. November eine Resolution an Senatorin Scheeres übergeben, mit Unileitungen diskutieren, über ihre Lage informieren, Konzerte geben – und singen. „Lehraufträge sind prekär, doch wir müssen davon leben, also gebt uns endlich mehr“, heißt es im Text für den „Beschwerde-Chor“. An der UdK veranstalten die Lehrbeauftragten bereits am 4. November ein ganztätiges Programm.

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