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Die Zahl der engen Freunde bleibt in etwa gleich.

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Alte Freunde werden schnell ersetzt: Aus den Augen, aus dem Sinn

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier: Auch wenn sich sein Umfeld komplett ändert, bleibt die Zahl der engen Freunde und Familienangehörigen, mit denen man regelmäßig Kontakt hält, gleich.

Allerdings können neue Freunde die alten Bezugspersonen recht schnell verdrängen, schreiben Robin Dunbar von der Universität Oxford und seine Kollegen im Fachjournal „PNAS“. Aus den Augen, aus dem Sinn. Da hilft weder ein virtuelles Netzwerk wie Facebook noch ein Mobiltelefon.

Das finnisch-britische Team um den experimentellen Psychologen Dunbar verfolgte 18 Monate lang, mit wem und wie lange 24 junge Erwachsene telefonierten. Für jeden von ihnen war es eine Zeit des Umbruchs – entweder schlossen sie gerade die Schule ab und begannen mit dem Studium oder sie stiegen ins Berufsleben ein. In Fragebögen sollten sie unter anderem angeben, wie nahe sie bestimmten Menschen aus der Familie oder dem Freundeskreis stehen.

Die Forscher bestätigten so zunächst, dass tatsächlich die engsten Bezugspersonen am meisten angerufen wurden. Je seltener sich zwei Freunde sahen, desto weniger telefonierten sie miteinander.

Die Art und Weise, wie die Versuchsteilnehmer ihr soziales Netz pflegten, war jedoch für jeden so unterschiedlich, dass Dunbar und seine Kollegen von einer „sozialen Signatur“ sprechen. Und dieses Kommunikationsmuster ist nicht so leicht durch Umwälzungen, die das Leben mit sich bringt, zu erschüttern. Höchstens die Akteure werden ausgetauscht: Selbst unter den engsten Freunden können nur 40 Prozent nach einem halben Jahr ihren Platz behaupten, etwa 30 Prozent werden durch neue Bekanntschaften aus der Top-5 verdrängt. Im weiteren Freundeskreis (Top-20) werden innerhalb eines Jahres sogar mehr als 60 Prozent ersetzt.

„Wenn neue Netzwerkmitglieder dazukommen, werden ein paar alte entweder ganz entfernt oder sie werden seltener angerufen“, sagt Dunbar. Schließlich habe niemand unbegrenzt Zeit und Nerven, immer mehr enge Freundschaften zu pflegen. Durch das Ersetzen bleibt die grundsätzliche Struktur des Netzwerkes erhalten. „Anscheinend sind individuelle Kommunikationsmuster so in uns eingeschrieben, dass auch die Effektivität digitaler Kommunikation daran nichts ändert.“ Gemeinsam mit seinen Kollegen will er nun erforschen, inwiefern Persönlichkeitsmerkmale oder kognitive Kapazitäten die Kommunikationsmuster prägen.

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