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Alzheimer: Der Fall der verwirrten Auguste Deter

1901 kam Alois Alzheimer dem Leiden auf die Spur. Die Krankheit ist mit 50 bis 80 Prozent der Fälle die häufigste Form der Demenz, aber bei weitem nicht die einzige.

Auguste Deter hieß die Patientin, die dem Frankfurter Psychiater Alois Alzheimer 1901 aufgefallen war. Die hilflose 51-Jährige war eingeliefert worden, weil sie unter frühzeitigem geistigen Verfall litt, unter „präseniler“ Demenz. 1906 stirbt sie, und Alzheimer berichtet auf der Tagung Südwestdeutscher Irrenärzte über eine „eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“ bei seiner Patientin Auguste Deter. Die Hirnrinde ist geschrumpft, in vielen Nervenzellen findet sich ein Gewirr von Fasern. Außerhalb der Zellen entdeckt Alzheimer überall fleckige Ablagerungen, Plaques genannt.

Für Jahrzehnte gerät der Fall Auguste Deter in Vergessenheit. Die Alzheimer-Demenz gilt als Sonderfall, der nur jüngere betrifft. Erst allmählich dämmert der Medizin, welche Jahrhundertentdeckung Alzheimers Beschreibung war. Die von ihm bei Auguste Deter beschriebenen Besonderheiten finden sich in Wahrheit ebenso bei vielen älteren Menschen, die an Demenz leiden. Mehr noch: Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor. Als Prominente wie die Schaupielerin Rita Hayworth in den 70er Jahren und später der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan an Alzheimer-Demenz erkranken, wird der Name des deutschen Psychiaters endgültig mit einer Krankheit gleichgesetzt, die Gedächtnis, Denken und Persönlichkeit allmählich und fast unaufhaltsam zerstört. Bis heute ist Alzheimer unheilbar, doch kann man Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.

Die Krankheit ist mit 50 bis 80 Prozent der Fälle die häufigste Form geistigen Verfalls, aber bei weitem nicht die einzige. An zweiter Stelle steht die gefäßbedingte Demenz. Durchblutungsstörungen durch verengte und verkalkte Schlagadern oder Schlaganfälle können das Gehirn so weit zerstören, dass eine Demenz auftritt. Häufig überlagern sich eine gefäßbedingte und eine Alzheimer-Demenz.

Wie der ganze Organismus altert auch das Gehirn. Man wird geistig langsamer und hat gelegentlich Probleme, sich an dieses oder jenes zu erinnern, etwa an bestimmte Namen und Begriffe oder einen Termin. Man verlegt öfter die Fernbedienung, hat Mühe mit einer neuen Bedienungsanleitung und mag es nicht, aus der täglichen Routine gerissen zu werden. Das alles ist im Alter ganz normal.

Alzheimer ist anders. Das häufigste Warnzeichen sind Probleme, sich an neu gelernte Informationen zu erinnern. Es bleibt nichts mehr haften. Wichtige Daten werden vergessen, die gleiche Information wird immer wieder nachgefragt. Das Planen und Bewältigen des Alltags werden zur Herausforderung. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung nehmen Desorientiertheit, Stimmungs- und Verhaltensschwankungen zu, die Kranken können verwirrt sein und andere ohne Grund verdächtigen. Nicht selten sind es Angehörige oder Freunde, die vor den Betroffenen selbst aufmerksam werden. Rechtzeitige Behandlung und Betreuung kann dann eine große Hilfe sein. wez

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