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Militärparade zum ukrainischen Tag der Unabhängigkeit.

© dpa

Anthropologie: Gleichschritt macht den Gegner klein

Wer im Gleichschritt marschiert, macht sich durch die synchronisierte Bewegung gegenseitig Mut. Der Gegner wirkt dann weniger furchteinflößend.

Durch gemeinsames Kampfgeheul machen sich die Mitglieder einer Gruppe gegenseitig Mut und wirken selbst furchteinflößender auf ihre Gegner. Einen ähnlichen Zweck könnten synchronisierte Bewegungen haben, berichten Anthropologen im Fachblatt „Biology Letters”.

Daniel Fessler und Colin Holbrook von der Universität von Kalifornien in Los Angeles ließen 96 Männer zwischen 18 und 29 Jahren zu zweit eine Strecke von 244 Metern zurücklegen – eine Gruppe im Gleichschritt und eine ohne Reglementierungen. Danach präsentierten sie ihnen Fotos von angeblichen Verbrechern. Jede Testperson beurteilte außerdem ihre Stimmung und wie eng sie den Kontakt zum Testpartner empfand.

Wer im Gleichschritt marschierte, schätzte die körperlichen Eigenschaften des Kriminellen als weniger bedrohlich ein. Die synchrone Fortbewegung stärke das Gefühl gegenseitiger Unterstützung – und könnte so auch die Bereitschaft zur Aggression steigern. Ob umgekehrt ein ausgeprägt synchronisiertes Gruppenverhalten von Feinden oder Konkurrenten als besonders bedrohlich empfunden wird, müssten neue Studien prüfen. Es ergab sich aber kein Zusammenhang zwischen der Intensität einer kameradschaftlichen Beziehung zum jeweiligen Partner und der Einschätzung des Kriminellen.

Synchronisiertes Verhalten findet man nicht nur bei Soldaten, sondern auch in religiösen Gruppierungen, im Sport und bei Fans. Ein Zusammenhang mit Gewaltbereitschaft gegenüber Außenstehenden ist bisher kaum untersucht. wsa

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