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Gezündelt. In dieser Höhle in Südafrika kochten bereits Frühmenschen.

© M. Chazan

Anthropologie: Warme Küche

Bereits vor einer Million Jahren konnten die Vorfahren der Menschen warmes Essen zubereiten.

Das berichten Francesco Berna von der Universität Boston und seine Kollegen im Fachjournal „PNAS“. Zumindest in der südafrikanischen Wonderwerk-Höhle stand bereits Braten und gegartes Gemüse auf der Karte, schließen sie aus Indizienbeweisen.

Den Gebrauch des Feuers halten Forscher schon lange für einen wichtigen Schritt in Richtung Zivilisation. Menschen können Gebratenes oder Gekochtes leichter verdauen. Pflanzen wie Gemüsebohnen sind roh giftig. Obendrein zerstört die Hitze im Topf Krankheitserreger, die im rohen Fleisch oder auf der Oberfläche von Pflanzen lauern. Über einem offenen Feuer geräucherte Nahrung wiederum verdirbt erheblich langsamer und hilft so, Hungerzeiten zu überbrücken. Die ersten Köche lebten daher nicht nur sicherer, sondern konnten ihren Speiseplan erweitern.

Das half der Entwicklung des menschlichen Gehirns, vermuten Evolutionsbiologen. Dessen Volumen vergrößerte sich in den letzten zwei oder drei Millionen Jahren enorm, ist aber ein Energiefresser: Es stellt nur zwei Prozent des Körpergewichts, konsumiert jedoch zwanzig Prozent der Energie, die der Stoffwechsel eines Menschen liefert. Der Verdacht liegt nahe, dass die warme Küche unsere Ernährung sicherte und uns damit ein größeres Gehirn ermöglichte.

Wann aber hat der erste Frühmensch sein Steak gegrillt gekaut und mit Gemüse ergänzt? An dieser Frage bissen sich Forscher bisher die Zähne aus. Eindeutige Hinweise auf den Gebrauch von Feuer sind allenfalls 400 000 Jahre alt, fassen Berna und seine Kollegen den bisherigen Kenntnisstand zusammen. Bei älteren Funden kann man nicht ausschließen, dass die Frühmenschen natürliche Brände nutzten, um ihr Fleisch zu braten.

Die Wonderwerk-Höhle in Südafrika aber zieht sich 140 Meter weit ins Höhleninnere. In einer 0,99 bis 1,07 Millionen Jahre alten Schicht im Untergrund fanden die Forscher angeschmorte Knochen, Asche verbrannter Pflanzen und andere Hinweise auf Feuer. Da alles mindestens dreißig Meter vom Ausgang entfernt lag, kann dort kein natürlicher Brand gewütet haben. Die Wissenschaftler schlossen auch aus, dass Stürme oder Wasser die angekohlten Knochen dorthin getragen hatten. Demnach sollten die Frühmenschen in der Höhle über einem Feuer gekocht oder gegrillt haben. Allerdings verbrannten sie wohl weder Holz noch Holzkohle, sondern trockenes Laub und Gras, vermuten die Forscher. Denn die Feuertemperatur lag laut ihrer Analyse unter 700 Grad Celsius. Angekohlte Holzreste fanden sie nirgends. Die Frühmenschen bereiteten ihre warmen Mahlzeiten also allem Anschein nach über brennendem Gras und Laub.

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