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Modell der jungsteinzeitlichen Siedlung Çatalhöyük in der heutigen Türkei. Das Foto stammt aus dem Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar.

© Wolfgang Sauber

Archäologie: Klimawandel leitete den Niedergang von Çatalhöyük ein

Plötzlich einsetzende Trockenheit und Kälte führten zu Nahrungsknappheit und einer Änderung der Architektur der Steinzeitmetropole

Ein vor 8250 Jahren abrupt einsetzender Klimawandel, die Misox-Schwankung, hat die Lebensweise der Bewohner der Stadt Çatalhöyük auf dem Gebiet der heutigen Türkei stark verändert – und zum Niedergang der jungsteinzeitlichen Metropole geführt. Das schreibt ein Forscherteam um Mélanie Roffet-Salque von der Universität Bristol im Fachblatt "PNAS".

Die etwa 160 Jahre andauernde Klimaschwankung verursachte ein weltweit trockeneres, vielerorts etwa drei Grad Celsius kühleres Klima. In der seit vor 9600 Jahren besiedelten Stadt Çatalhöyük,deren Bewohner damals schon Landwirtschaft und Viehzucht betrieben, sank die Temperatur um ein bis zwei Grad, die Niederschläge gingen um bis zu 15 Prozent zurück. Das ergaben Analysen von organischen Rückständen in 76 Tonscherben.

Als Nahrung knapp wurde, zerlegten die Menschen Knochen

Den Forschungen zufolge sank in der Anfangszeit der Kältephase die Zahl der Rinder, deren knöcherne Überreste Hinweise auf Mangelernährung zeigen. Zwar hielten die Menschen wohl mehr Ziegen und Schafe, die mit Trockenheit besser zurechtkommen. Dennoch litten die Menschen unter Nahrungsknappheit. Das belegen Funde von Rinderknochen, die immer häufiger zerlegt wurden, um das Fett- und Knochenmark zu nutzen. Auch Schneidespuren an den Knochen deuten auf eine effizientere Verwertung des Viehs.

Mit dem Klima änderte sich auch die Architektur der Stadt. Große Gebäude wichen kleineren, eigenständigeren Haushalten, die die bis dahin dominante gemeinschaftliche Organisation ersetzten. Das sei aber nicht nachhaltig gewesen, schreiben die Forscher. Die einst florierende Siedlung schrumpfte, was schließlich zum Niedergang der Stadt führte. Walter Willems (dpa)

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