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© p-a/dpa

Artenvielfalt: Blühendes Leben über dem Meer

Die Artenvielfalt ist auf Inseln größer als an Land. Spitzenreiter ist Neu-Kaledonien. Woher aber kommt der Artenreichtum auf den Inseln?

Dass Inseln für die Artenvielfalt besonders wichtig sind, ist lange bekannt. Doch wie groß deren Effekt genau ist, lässt sich nur schwer beziffern: Einerseits leben auf den Eilanden zwar oft einmalige Arten, andererseits gibt es auf der gleichen Fläche auf Festländern meist viel mehr verschiedene Tiere und Pflanzen. Forscher um Gerold Kier von der Bonner Universität haben deshalb eine neue Methode entwickelt. Sie nehmen die räumliche Verbreitung einer Spezies als Maß der Artenvielfalt. „Je kleiner ihr Verbreitungsgebiet ist, umso seltener und wertvoller ist eine Art“, erläutert Kier. Für einen globalen Vergleich haben sie Daten von 315 903 Arten höherer Pflanzen in 90 Regionen der Erde zusammengetragen. Einzig die Antarktis wurde nicht berücksichtigt, weil es dort kaum Vertreter dieser Pflanzen gibt.

Das Ergebnis ist eindeutig: Bis auf Japan liegen bei diesem „Ranking der Artenvielfalt“ alle Inseln im ersten Drittel der 90 Weltregionen. Bei den höheren Pflanzen hat eine Inselfläche den 9,5-fachen Biodiversitätswert wie ein gleich großes Gebiet auf einem Kontinent. Bei den gleichfalls untersuchten Wirbeltieren beträgt das Verhältnis noch 8,1 : 1.

Spitzenreiter ist Neu-Kaledonien. Die Insel nordöstlich von Australien ist zwar nur so groß wie Sachsen. Aber dort wachsen 3270 Pflanzenarten, während in ganz Deutschland nur 2705 Pflanzenarten zu Hause sind. Außerdem gibt es in Neu-Kaledonien 2432 Arten, die nur dort und nirgends sonst auf der Welt wachsen.

Woher aber kommt der Artenreichtum auf den Inseln? Da gibt es gleich zwei Mechanismen, sagen die Forscher. Auf Eilanden wie den Kanaren, Hawaii oder Galapagos, die von Vulkanen erst vor relativ kurzer Zeit aus dem Meer gehoben wurden, kommen normalerweise nur wenige Arten vom oft weit entfernten Festland an. Diese Arten besiedeln viele Gebiete von den Gipfelregionen bis zur Küste. Bei dieser Anpassung entstehen neue Arten, die zwangsläufig nur auf diesen jungen Inseln vorkommen.

Genau umgekehrt verhalten sich alte Kontinentsplitter wie Neu-Kaledonien, Madagaskar und Neuseeland, die seit Jahrmillionen isoliert sind. Dort bleiben oft alte Arten erhalten, die im Rest der Welt von modernen Lebewesen wie den Säugetieren längst verdrängt wurden. So gab es auf Neuseeland außer Robben und drei Fledermausarten vor der Ankunft des Menschen keine Säugetiere.

Trotz ihrer eindeutigen Zahlen warnen die Forscher davor, den Naturschutz allein auf die Inseln im Meer zu konzentrieren. Denn drei Viertel aller Pflanzenarten finden sich weiterhin auf den Kontinenten. Auch um diese deutliche Mehrheit müsse sich die Menschheit kümmern. Roland Knauer

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