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Mit Leuchtkrone. Dieses Bild des "Hubble"-Teleskops zeigt Polarlichter - und den berühmten Fleck. Die Abbildung wurde aus zwei Aufnahmen zusammengesetzt.

© REUTERS/NASA

Astronomie: Der Große Rote Fleck heizt Jupiter ein

Was aussieht wie ein Fleck, ist ein gewaltiger Sturm. Schallwellen darin bringen viel Wärme in die Hochatmosphäre des Planeten und lassen die Temperatur um mehrere hundert Grad steigen.

Von Rainer Kayser, dpa

Über dem Großen Roten Fleck, dem größten Wirbelsturm im Sonnensystem, ist die Atmosphäre des Planeten Jupiter 800 Grad wärmer als in anderen Regionen. Das zeigen Messungen eines Forscherteams aus den USA und Großbritannien mit der Infrared Telescope Facilty, einem Infrarot-Teleskop der Nasa auf Hawaii. Offenbar heizen von dem Sturm erzeugte Schallwellen die Hochatmosphäre auf. Dieser Mechanismus könne möglicherweise generell die bislang rätselhafte Erwärmung der Hochatmosphären von Riesenplaneten erklären, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.

„Die Temperatur der oberen Atmosphären ist bei allen Riesenplaneten bei gemäßigten und äquatornahen Breitengraden mehrere hundert Grad höher als allein über die Aufheizung durch die Sonnenstrahlung zu erklären wäre“, schreiben James O’Donoghue von der Universität Boston und seine Kollegen. Bislang gibt es für dieses Phänomen keine Erklärung. Zwar können Polarlicht-Erscheinungen in den polaren Regionen zu Aufheizungen auf bis zu über 1000 Grad Celsius führen. Doch die Rotation der Planeten verhindert, dass diese Wärme in äquatornähere Regionen strömen kann.

Der Fleck wird langsam kleiner

Trotzdem ist beispielsweise die Hochatmosphäre Jupiters in den gemäßigten und äquatornahen Zonen mit über 500 Grad Celsius 600 Grad wärmer, als es sich allein aus der Sonnenstrahlung ergibt. Zwar gerieten immer wieder die vielen Wirbelstürme in den Atmosphären der großen Planeten als Energiequelle in Verdacht. „Doch eine solche Kopplung zwischen der unteren und der oberen Atmosphäre konnte bislang nicht beobachtet werden“, schreiben O’Donoghue und seine Kollegen.

Das hat sich nun geändert. Die Messungen mit dem drei Meter großen Infrarot-Teleskop zeigen intensive Wärmestrahlung aus der Region oberhalb des Großen Roten Flecks: eines seit Jahrhunderten tobenden, über 20.000 Kilometer großen Wirbelsturms, der allerdings langsam kleiner wird, wie Beobachtungen seit den 1930er-Jahren zeigen. Das Team geht davon aus, dass dieser Fleck lediglich ein besonders dramatisches – und damit gut beobachtbares – Beispiel für die Erwärmung oberhalb solcher Stürme ist. Von den Stürmen aus kann die Wärme sich dann problemlos in der Atmosphäre verteilen. Und so das Wärmerätsel der großen Planeten lösen.

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