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Erste Reihe. Etliche Marssonden und der Rover „Curiosity“ bringen sich in Stellung, um den Kometen Ison zu beobachten.

© Nasa/JPL/Caltech

Astronomie: Komet zieht am Mars vorbei

Ison könnte Anfang Dezember zu einem spektakulären Himmelsereignis werden. Die Bilder der Marssonden ermöglichen eine genauere Prognose, wie gut man den Kometen bald von der Erde aus sehen kann.

Von Rainer Kayser, dpa

Der als „Jahrhundertkomet“ angekündigte Komet Ison fliegt am heutigen Dienstag in einem Abstand von 10,9 Millionen Kilometern am Mars vorüber. Das entspricht etwa einem Fünfzehntel der Entfernung zwischen Erde und Sonne. Das himmlische Rendezvous ist eine einmalige Gelegenheit für Wissenschaftler: Sie wollen den Kometen mit den Teleskopen und Kameras der Sonden und Rover beobachten, die ohnehin in der Umlaufbahn und auf der Oberfläche des roten Planeten aktiv sind. Die so gewonnenen Daten könnten Aufschluss über die Größe des Kometenkerns geben. Das ermöglicht genauere Prognosen darüber, wie gut man Ison bald von der Erde aus sehen kann.

„Wenn der Kern größer ist als 500 Meter, dann hat Ison gute Aussichten, seinen nahen Vorübergang an der Sonne am 28. November zu überstehen“, sagt Astronom Carey Lisse von der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität. „In diesem Fall könnte er zu einem der spektakulärsten Himmelsereignisse seit vielen Jahren werden.“ Optimisten rechnen damit, dass Ison Anfang Dezember fast so hell wie der Vollmond leuchten wird. Außerdem soll er einen Schweif entwickeln, der sich über ein Drittel des Himmels erstreckt. Allerdings sind solche Prognosen sehr unsicher, wie im Frühjahr der Komet Panstarrs demonstrierte: Trotz großer Erwartungen war er mit bloßem Auge kaum zu erkennen.

Der Schweif sollte schnell wachsen

Für Wissenschaftler kommt der Vorbeiflug von Ison an unserem Nachbarplaneten Mars zu einem spannenden Zeitpunkt: Der Himmelskörper passiert gerade die sogenannte Schneegrenze des Sonnensystems. Der Komet erreicht also den Bereich, in dem die Strahlung der Sonne stark genug ist, um gefrorenes Wasser zu verdampfen.

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Kometenkerne sind keine festen felsigen Körper. Sie bestehen aus einem Gemisch aus Gesteinsbrocken und Staub, eingebettet in gefrorene, flüchtige Substanzen wie Wasser, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Methan. Diese Substanzen bilden den auffälligen Schweif des Kometen, wenn sie sich der Sonne nähern. „Wasser macht 90 Prozent der flüchtigen Substanzen aus“, sagt Lisse. Deshalb sollte der Schweif nach Überqueren der Schneegrenze schnell wachsen, „und die Marssonden sitzen dabei sozusagen in der ersten Reihe.“

Die Teleskope bringen sich in Stellung

Die besten Aussichten, den Kometen zu beobachten, hat der amerikanische „Mars Reconnaissance Orbiter“. Die Nasa-Raumsonde ist mit einem Teleskop ausgestattet, das mit seiner 50 Zentimeter großen Öffnung leistungsfähig genug ist, um Ison aufzuspüren. Allerdings wurde das Instrument konstruiert, um schnelle Aufnahmen von der Marsoberfläche zu machen – schließlich soll sie den Mars kartografieren. „Unsere maximale Belichtungszeit ist deshalb – im Vergleich zu Weltraumteleskopen – beschränkt“, erklärt Alfred McEwen von der Universität von Arizona, der für das Fernrohr verantwortlich ist. „Das schränkt uns bei der Beobachtung des Kometen sehr ein. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir Ison aufspüren können.“

Auch der amerikanische Orbiter „Mars Odyssey“, sowie der europäische „Mars Express“ werden ihre Linsen auf Ison richten. Selbst die Kamera des Marsrovers „Curiosity“ soll den Kometen fotografieren – auch wenn unsicher ist, ob Ison überhaupt hell genug für den Rover sein wird.

Für die Astronomen sind die Beobachtungen zugleich eine Übung für das kommende Jahr: Am 19. Oktober 2014 zieht dann der Komet Siding Spring in einem Abstand von nur 37 000 Kilometern an der Oberfläche des roten Planeten vorbei. Dann bietet sich erneut die Gelegenheit, mit den Instrumenten der Marssonden einen Kometen aus nächster Nähe zu beobachten. Der geringe Abstand birgt allerdings auch Gefahren. Die Orbiter und Rover könnten durch sich mit hoher Geschwindigkeit bewegende Staubpartikel oder größere Bruchstücke des Kometen beschädigt werden.

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