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Astronomie: Warum ist die Venus Morgen- und Abendstern?

Die Venus verglüht im Licht der aufgehenden Sonne und doch steht der Stern am Abend wieder am Himmel.

„Eine leichte Morgenbrise regt sich, und der Liebesplanet hoch droben schwindet im Licht.“ So wie der Dichter Alfred Lord Tennyson die Venus im Licht der aufgehenden Sonne sterben sah, konnte man dieses Schauspiel in den vergangenen Monaten Morgen für Morgen beobachten. Anfang Dezember tauchte die Venus schon um 3 Uhr 50 am Horizont auf. Schon viele Stunden vor Sonnenaufgang zeigte sie sich als hellstes Objekt am Morgenhimmel. Inzwischen kommt sie zu spät in die Puschen. Als Morgenstern hat sie ausgedient.

In einigen Wochen wird jedoch in der Abenddämmerung ein Pünktchen am Horizont auf sich aufmerksam machen, das mit der Zeit heller wird und höher aufsteigt. Schon in der Antike kamen Astronomen darauf, dass es sich auch dabei um den Planeten Venus handelt. Er hat etliche Monate Frühschicht, dann Abendschicht und wechselt seinen Namen von Morgenstern zu Abendstern.

Dass sich die Venus genau wie der schwerer zu beobachtende Merkur in der Morgen- und Abenddämmerung zeigt, bedeutet, dass sich beide Planeten nie weit von der Sonne entfernen. Mal gehen sie ihr ein bisschen voraus, mal folgen sie ihr.

„Man vermutete daher, dass sie um die Sonne kreisen“, sagt Gudrun Wolfschmidt, Wissenschaftshistorikerin an der Uni Hamburg. Im 5. Jahrhundert nach Christus habe etwa Martianus Capella aus Karthago den Lauf von Venus und Merkur um die Sonne beschrieben. 400 Jahre später kam der Ire Johannes Scotus Eriugena darauf, dass neben Merkur und Venus womöglich auch Mars, Jupiter und Saturn um die Sonne ziehen. „Aber so weit wir wissen, hat im Mittelalter niemand das echte heliozentrische Weltbild vertreten.“

Die Erkenntnis, dass sich die Erde und alle Planeten um die Sonne drehen, verbinden wir mit Nikolaus Kopernikus. Ausgehend von dem Teilsystem aus Sonne, Venus und Merkur, stellte er 1543 sein neues Weltbild vor. 70 Jahre später wies Galileo Galilei nach, dass die Venus tatsächlich um die Sonne fährt.

Eine Sammlung der „Aha-Kolumnen“ ist soeben unter dem Titel „Wissenschaft im Strandkorb“ (160 S., 14,90 Euro) im Piper-Verlag erschienen.

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