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© WEIZMAN INSTITUTE

Wissen: Ausgezeichnetes Trio

Der Wissenschaftspreis geht zu gleichen Teilen an drei Eiweißforscher

Wie bei jedem Nobelpreis stand die Jury auch in der Sparte Chemie vor der schwierigen Entscheidung, wen sie ehrt – und wer leer ausgehen muss. Denn die Durchbrüche, die alljährlich ausgezeichnet werden, sind nie nur das Verdienst von lediglich drei oder noch weniger Personen. Auch im Falle der Ribosomforschung, die in den vergangenen Jahren enorme Kraft entwickelte und weltweit zahlreiche Wissenschaftler antreibt, musste sich das Gremium entscheiden.

Mit Ada Yonath (70) wählten sie eine herausragende Pionierin auf diesem Gebiet. Jahrelang suchte sie nach einer Methode, mit der sich der Aufbau der zellularen Proteinfabriken atomgenau nachzeichnen lässt.

Die studierte Chemikerin wurde in Jerusalem geboren, wo sie auch aufwuchs und die Universität besuchte. 1964 ging sie ans Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rehovot, wo sie sich in ihrer Dissertation mit der Röntgenkristallographie befasste und somit den Grundstein ihrer späteren Arbeit legte. Seitdem blieb sie dem Weizmann-Institut treu, 1988 wurde sie dort zur Professorin für Strukturbiologie ernannt. Längere Forschungsaufenthalte führten sie unter anderem in die USA und nach Deutschland.

Von 1979 bis 1984 arbeitete Yonath am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin-Dahlem. In dieser Zeit begann sie, an der Struktur von Ribosomen zu forschen. „Sie war eine Einzelgängerin und sehr hartnäckig“, sagt Knud Nierhaus, der heute die Forschungsgruppe Ribosomen leitet. Der Eifer, mit dem sie ihr Ziel verfolgte, habe die Zusammenarbeit mitunter nicht ganz leicht gemacht, erinnert er sich. „Aber sie hat es geschafft, und die Ehrung in jedem Fall verdient.“ Von 1986 bis 2004 leitete Yonath die Arbeitsgruppe „Ribosomenstruktur“ am Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) in Hamburg. Für Ihre Röntgenuntersuchungen verwendete sie abermals Kristalle, die ihre Berliner Kollegen hergestellt hatten.

Ein weiteres Drittel des Chemienobelpreises erhält der US-Chemiker Thomas Steitz (69). Er promovierte an der Harvard-Universität. Nach einem Postdoc-Aufenthalt im Medical Research Council (MRC) im britischen Cambridge ging er zurück in die USA. Seit den Siebzigerjahren lehrt und forscht er an der Yale-Universität in Connecticut. Zudem ist er Mitglied des Howard Hughes Medical Institute. Bereits vor zwei Jahren wurde ihm der Gairdner-Preis verliehen. Steitz gehört jetzt zu jenem Viertel der Gairdner-Prämierten, die auch einen Nobelpreis bekamen.

Der dritte Chemienobelpreisträger ist Venkatraman Ramakrishnan (57). Er wurde im südindischen Chidambaram geboren und studierte an der Baroda-Universität in Indien. Seine Promotion schloss er an der Universität von Ohio ab. Wie Yonath und Steitz ist Ramakrishnan Mitglied der National Academy of Sciences der USA. Er ist auch amerikanischer Staatsbürger. Seit 1999 leitet Ramakrishnan eine Arbeitsgruppe am MRC, wo zuvor bereits Steitz forschte. Das Institut in Cambridge gilt schon lange als „Nobelpreisschmiede“. Mit den beiden aktuellen Ehrungen umfasst die Liste der Preisträger, die mit dem MRC verbunden sind, 24 Wissenschaftler. Ramakrishnan ist der siebte gebürtige Inder, dem die Auszeichnung verliehen wird. Ralf Nestler

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