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Auszeichnungen: Eklat um Zukunftspreis

Nach Patentstreit: Die Jury behält sich den Rückzug von Nominierungen vor.

Ein Patentstreit unter deutschen Forschern überschattet in diesem Jahr den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten. Am vergangenen Dienstag hatte die Jury die Nominierung des Herzchirurgen Axel Haverich und seines Teams zurückgezogen. Die Forscher von der Medizinischen Hochschule Hannover waren für ihr Projekt „Mitwachsende Herzklappen zur Implantation im Kindesalter“ nominiert worden. Für ähnliche Versuche beanspruchen jetzt auch Wissenschaftler von der Berliner Charité Schutzrechte.

„Ein Skandal ist das aber nicht“, sagte der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Günter Stock dem Tagesspiegel. Stock ist zugleich Vorsitzender der Zukunftspreis-Jury. „Wir haben kein eigenes Patentprüfverfahren und müssen uns auf die Angaben der Vorschlagenden und der Forscher selbst verlassen“, sagte er. Haverich war von der Deutschen Forschungsgemeinsschaft für den mit 250 000 Euro dotierten Preis vorgeschlagen worden. „Daraufhin haben wir die Arbeitsgruppe angeschrieben und nachgefragt, ob es Konkurrenzprojekte gibt“, sagte Stock. Dies sei das übliche Verfahren im Vorfeld der offiziellen Nominierung. „Wir bekamen die Antwort, dass keine Konkurrenzentwicklung bekannt sei“, sagte der Jury-Vorsitzende.

„Ich persönlich bin außerordentlich enttäuscht“, sagte Haverich am Dienstag. Sein Team habe als Erstes weltweit Kindern mitwachsende Herzklappen eingesetzt und die Ergebnisse in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht.

Doch das Biotechnologie-Unternehmen „Auto Tissue“, das im Jahr 2000 aus der Forschung an mitwachsenden Herzklappen der Charité-Klinik für Herzchirurgie hervorgegangen war, sieht das anders: „Mit Patenten waren wir definitiv früher als Hannover“, sagte „Auto Tissue“-Forschungsleiter Wilhelm Erdbrügger auf Anfrage.

Eine schnelle Klärung des Streits ist unwahrscheinlich. „Patentverfahren können sich über Jahre hinziehen“, sagte Jury-Vorsitzender Günter Stock. „Wenn die rechtliche Situation unklar ist, müssen wir die Kandidaten ausschließen. Normalerweise passiert das aber vor der offiziellen Bekanntgabe der Nominierten.“

An der herausragenden Arbeit der Forscher ändere all das nichts. Den Hannoveraner Wissenschaftlern ist es gelungen, Herzklappen eines Spenders von dessen körperspezifischen Zellen zu reinigen, um Abstoßungsreaktionen beim Empfänger zu vermeiden. Übrig bleibt ein Gerüst aus Bindegewebe, auf dem Körperzellen des Empfängers angesiedelt werden. So wächst die Herzklappe gut an. Bisher haben gut 20 schwer kranke Kinder so eine Herzklappe erhalten. Bei etwa der Hälfte wuchs sie sogar mit. dal/dpa

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