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Auto der Zukunft: Roboter auf Rädern

Signalgeber, Einkaufshilfe und Helfer in der Not. Wie das Auto in vierzig Jahren aus aussehen könnte.

Von Katrin Schulze

Ein Auto, das Kinder vorm Überqueren der Straße warnt. Das den Kleinen den Weg weist, falls sie sich einmal verlaufen haben. Oder einen Rettungswagen herbeiruft, weil gerade ein Unfall in der Nähe passiert ist. Das klingt utopisch. Aber wenn es nach Daimler geht, könnte genau das die Zukunft sein. 2050, vielleicht auch etwas früher, könnten diese Szenarien Wirklichkeit werden, sagt Herbert Kohler, der im Unternehmen für Konzernforschung und Nachhaltigkeit verantwortlich ist.

Der Autobauer muss sich nach eigenem Verständnis heute schon damit beschäftigen, wie die Mobilität von übermorgen aussieht. Jetzt, da die Konkurrenz den Schwaben ein wenig davonfährt, scheint der Blick nach vorne besonders wichtig zu sein. Und so ist eine ganze Abteilung im Konzern dafür engagiert, vorauszublicken und ja keinen Trend zu verpassen. Wohin es geht? In die Stadt, genauer gesagt in die „Megacity“. So hat es Kohler bei der Daimler-AG-Veranstaltung „Future Talk: Zukünfte brauchen Utopien“ am vergangenen Donnerstag in Berlin ausgedrückt. „Immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Großstädte, wo das Verkehrsaufkommen und damit auch die Unfallgefahr steigt.“

Noch mehr Autos? Geht das überhaupt? Wo sollen sie untergebracht werden? Und wie verträgt sich das mit der Umwelt? Möchte man sich diesen Fragen nähern, braucht es ein paar Dinge: Fantasie und ein bisschen abstraktes Denken zum Beispiel. Denn offenbar hat ein Fahrzeug des fortgeschrittenen dritten Jahrtausends nicht mehr viel zu tun mit einem Verkehrsmittel dieses Jahres. Das Zukunftsauto arbeitet autonom, ist intelligent und nimmt uns viel ab – wie ein Roboter, allerdings ein freundlicher mit sozialer Kompetenz.

Irgendwann soll das Auto Energie nicht mehr nur verbrauchen, sondern auch stiften. Es kann dann Zebrastreifen auf die Straße projizieren oder Informationen wie eine Litfaßsäule auf Außendisplays übermitteln – und so etwa zum virtuellen Einkaufsmarkt mutieren. Außerdem beleuchtet es nachts aus eigener Kraft den Weg. Geben und nehmen – darauf lassen sich die Visionen reduzieren. Einfach so herumstehen und Platz wegnehmen sollen Autos künftig jedenfalls nicht mehr. Carsharing oder das Prinzip Car to go, bei dem das Fahrzeug nur dann kostet, wenn es genutzt wird, seien heute schon fast Alltag, sagt der Forschungsleiter Kohler.

Doch dies lässt sich noch weitertreiben. Im Jahr 2050 düst man mit dem eigenen Flitzer zunächst zur Arbeit, stellt ihn danach als autonom fahrendes Taxi oder Leihfahrzeug zur Verfügung und nutzt es abends wieder für die eigenen Zwecke. Das Interieur soll, natürlich, flexibel sein und sich je nach Bedürfnis personalisieren und umbauen lassen. „Für die langen Wege bietet das Fahrzeug Platz als Büro, Kuschelecke, zum Ausruhen oder als Verkaufsraum“, sagt Holger Hutzenlaub.

Die vielleicht spektakulärste Idee des Leiters der Sparte Advanced Design von Mercedes-Benz aber heißt „Carchitecture“, was eine Symbiose von Wohnraum und Auto beschreibt. So wird das Elektrofahrzeug ans Haus angedockt oder gleich ins Wohnzimmer integriert. Es dient als rollender Energiespeicher und kann bestenfalls die eingebaute Heizung für ein ganzes Haus ersetzen. Eine Wohnung mit einem Auto, und ein Auto, in dem es sich wohnen lässt. Ob das alles dann noch gut aussieht, ist eine ganz andere Frage.

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