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Berliner Hochschullandschaft: Traumhochzeit der Fachhochschulen

Die gewünschte Fusion zwischen FHW und FHVR kommt. Die neue Einrichtung soll "Fachhochschule für Wirtschaft und Recht" heißen, an ihr werden etwa 7000 Studenten eingeschrieben sein.

Berlin bekommt eine neue Hochschule – mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Recht. Sie entsteht aus der Fusion der Schöneberger Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) und der Lichtenberger Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR), an der das Land Berlin bisher seine Polizisten und Verwaltungsfachleute ausbildet.

Mit der Vereinigung, die der Senat jetzt beschlossen hat, entstehe eine in Deutschland „einmalige Hochschule“, sagt Franz Herbert Rieger, der Rektor der FHW. Nirgendwo anders könnten Studierende die Bereiche privates und öffentliches Management kombinieren. Absolventen könnten in Unternehmen arbeiten, genauso aber auch für die Verwaltung des öffentlichen Dienstes oder als Manager für gemeinnützige Einrichtungen, etwa für Nicht-Regierungsorganisationen. Die neue Einrichtung soll „Fachhochschule für Wirtschaft und Recht“ heißen, an ihr werden etwa 7000 Studenten eingeschrieben sein. Sie wird damit die drittgrößte Fachhochschule in Berlin.

Der Senatsbeschluss beendet lange Querelen um die Neuordnung der Fachhochschulen (wir berichteten). Die Eingliederung der Verwaltungshochschule in eine andere FH wurde vom Wissenschaftsrat vor zwei Jahren empfohlen und war auch vom Senat gewollt. Die FHW galt immer als der Wunschpartner der Verwaltungsexperten. Gleichwohl hatte sich die Fusion immer wieder verzögert – unter anderem, weil zwischenzeitlich auch die Karlshorster Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) mit der Verwaltungshochschule zusammengehen wollte. Die Karlshorster bleiben bei der jetzt gefundenen Lösung außen vor. FHTW-Präsident Michael Heine sagt, er bedauere die Entscheidung, da es auch mit seiner Hochschule gute inhaltliche Synergien gegeben hätte. Er gestehe der FHW aber zu, dass auch sie ein guter Partner für die Verwaltungsexperten sei.

FHW-Rektor Rieger strebt nun die Fusion zum April 2008 an, FHVR-Rektor Hans Paul Prümm hält ein Zusammengehen zum Wintersemester 2008/2009 für realistisch. Durch die Fusion soll der Lichtenberger Campus gestärkt werden, auf dem bisher die angehenden Verwaltungsexperten studieren. Dorthin sollen voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres auch die 1600 Studierenden der FHW-Berufsakademie ziehen, die derzeit in einer Außenstelle am Ostkreuz lernen. Durch den Umzug sollen Mietkosten in Millionenhöhe eingespart werden.

Das Portfolio der beiden Hochschulen ergänze sich perfekt, sagen beide Rektoren. Einerseits würde sich die öffentliche Verwaltung immer mehr ökonomisieren und bräuchte dafür Verwaltungsexperten mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, sagt Rieger. Andererseits würden klassische Manager immer öfter von gemeinnützigen Einrichtungen wie etwa dem Deutschen Roten Kreuz benötigt. Solche Manager müssten auch die Bedürfnisse einer Einrichtung kennen, die nicht gewinnorientiert arbeitet. Um diese Nachfrage zu befriedigen, will die neue Hochschule künftig ein MBA-Studium für den Non-Profit-Bereich anbieten, sagt Rieger. Vorstellbar seien auch neue Studiengänge wie „Verwaltung und Politik“, sagt Prümm. Zudem soll ein Jura-Studiengang mit Bachelorabschluss angeboten werden – als Vorbild könne das Programm der privaten Bucerius Law School in Hamburg dienen.

Rektor der neuen Hochschule werde zunächst FHW-Rektor Rieger, heißt es aus den Hochschulen. Kritik an der Fusion kommt vom Asta der Verwaltungshochschule. Am Campus der FHVR würden „lediglich die Türschilder ausgetauscht“, akademische und wirtschaftliche Verbesserungen seien nicht zu erkennen. 

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