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Wissen: Berliner Öko-Ökonom

Ottmar Edenhofer erforscht die Klimawirtschaft

Es gibt nicht viele Beispiele von Menschen mit einem ungewöhnlichen Werdegang, die dennoch, oder gerade deshalb, Karriere machen. Der gerade berufene Professor für den weltweit ersten Lehrstuhl zur „Ökonomie des Klimawandels“ an der Technischen Universität Berlin, Ottmar Edenhofer, ist so ein Fall. Der 47-Jährige hat in München Volkswirtschaft und Philosophie studiert und während des Studiums schon ein Unternehmen gegründet.

So weit, so geradlinig. Doch 1987 trat Edenhofer in den Jesuitenorden ein, dem er bis 1994 angehörte. In dieser Zeit leitete er ein Hilfsprojekt in Bosnien von 1991 bis 1993. Sechs Jahre später machte er seinen Doktor, und begab sich schließlich auf das Feld, das ihn bis heute beschäftigt: Er schrieb an der TU Darmstadt über soziale Konflikte und technischen Wandel beim Energieverbrauch.

Im Jahr 2000 wechselte Edenhofer an das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), wo er 2005 zum Chefökonomen und im vergangenen Jahr zum stellvertretenden Leiter berufen wurde. In dieser Zeit war Edenhofer am „Stern-Report“ über die Kosten des Klimawandels und seiner Bekämpfung beteiligt. Außerdem ist er einer der Hauptautoren des Gutachtens, das der Welt-Klimarat im vergangenen Jahr vorgelegt hat – und als solcher Friedensnobelpreisträger.

2007 musste sich sein Chef, Hans-Joachim Schellnhuber, etwas einfallen lassen, um Edenhofer in Potsdam zu halten. Denn er war 2007 zum Chef des Wuppertal-Instituts berufen worden. Die gemeinsame Berufung der TU Berlin und des PIK, die mit Hilfe der Michael-Otto-Stiftung möglich wurde, war die Antwort auf diesen Abwerbeversuch. Die Stiftung fördert die Professur mit gut einer halben Million Euro. Und Edenhofer bleibt.

Mit dem Lehrstuhl hat er nun noch bessere Möglichkeiten, sich den komplexen Problemen des Klimawandels auseinandersetzen. Besonders wichtig ist ihm dabei die Beschäftigung mit der Frage der Gerechtigkeit. Es sei zwar eine Binsenweisheit, dass der Klimawandel die Ärmsten, die den geringsten Anteil daran haben, am härtesten trifft. „Aber manchmal sind auch Klischees wahr“, sagt er. Deshalb arbeitet er mit dem bischöflichen Hilfswerk Misereor schon seit ein paar Monaten an einem „globalen Deal“ für ein „gerechtes weltweites Klimaabkommen“.

Das ist nicht nur deshalb schwierig, weil sich die Welt, um einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden, darauf einigen müsste, von 2050 an pro Kopf nur noch 1,5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in die Atmosphäre zu blasen, im weltweiten Durchschnitt sind es derzeit 4,9 Tonnen, die Deutschen sind für zehn Tonnen pro Kopf verantwortlich, die USA sogar für mehr als 20. Die Frage, wie diese Emissionsrechte verteilt werden, entscheidet darüber, ob die Entwicklungsländer mitmachen. Es ist aber auch deshalb schwierig, weil einige Lösungen so gravierende Nebenwirkungen haben können, dass sie das womöglich disqualifiziert. Edenhofer nennt als ein Beispiel den Biosprit. Dagmar Dehmer

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