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BERLINS SPITZENFORSCHUNG Streit um die Förderung exzellenter Wissenschaft: Was von der Superuni bleibt

Die Präsidenten wollen kooperieren, lehnen aber die Gründung einer weiteren Hochschule ab

Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner kann seine Pläne zu einer Berliner Superuni bei den Hochschulpräsidenten derzeit nicht durchsetzen. Bei einem Gespräch am Dienstagabend, zu dem der Senator die Präsidenten der vier Unis und der vier großen außeruniversitären Forschungsorganisationen eingeladen hatte, erzielten sie keine Einigung über Zöllners Vorschlag zu einem „International Forum of Advanced Studies“. Nun soll eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Staatssekretär Hans-Gerd Husung bis Jahresende einen Kompromiss finden.

Die Unipräsidenten lehnten weiterhin eine Einrichtung „mit dem Charakter einer Universität“ ab, die das Promotionsrecht habe und Masterstudenten ausbilde, sagte Dieter Lenzen, Präsident der jetzt zur Elitehochschule gekürten Freien Universität. Grundsätzlich begrüßten sie zwar Zöllners Ziel, die Förderung der Spitzenforschung in Berlin zu verbessern und zu verstetigen. Damit es aber nur Gewinner gebe, sollten die Kooperationen zwischen Unis und außeruniversitärer Forschung „in einem Verbund“ gefestigt und ausgebaut werden, „nicht jedoch in einer Institution“, sagte Lenzen.

Auch der Präsident der Technischen Universität Kurt Kutzler sagte, es gebe zwar einen Konsens, die Synergien in der Berliner Wissenschaft noch stärker zu bündeln. Über die Form gebe es aber einen „Dissens, der noch nicht aufgeklärt ist“. Zöllner sagte am Mittwoch zum Ergebnis des Gesprächs: „Wir sind uns in dem Ziel einig, dass wir einen gemeinsamen Weg zur Förderung der Spitzenforschung in Berlin brauchen und dazu neue Möglichkeiten erschließen müssen.“

Wenn es nach den Unipräsidenten geht, bleibt von Zöllners Modell tatsächlich nicht viel übrig. Denn die Ausbildung ausgewählter Masterstudierender und Doktoranden – und damit das Promotionsrecht – sind Kernstücke seines Konzepts für die Superuni. Die Präsidenten lehnen es auch ab, einer gemeinsamen Einrichtung die strategische Forschungsplanung zu übertragen. An der Superuni sollen 100 Wissenschaftler arbeiten – 50 aus Berlin, 50 auswärtige – und 500 Studierende ausgebildet werden.

Aus Unikreisen ist zu hören, dass eine praktische Umsetzung von Zöllners Plänen „riesige Probleme“ aufwerfen würde. Es sei unklar, wie Zöllner drei Universitäten und mehr als 20 außeruniversitäre Institute unter einen Hut bekommen wolle. Auch bei der Finanzierung sei vieles offen. Zöllner rechnet bis 2011/12 mit einem Etat von 15 Millionen Euro jährlich und mit Forschungsmitteln von zunächst 10 Millionen Euro jährlich; das Geld soll aus dem Masterplan des Landes Berlin für die Wissenschaft kommen. Die Grundausstattung für die Professoren sollen indes deren Mutterinstitutionen beisteuern.

Die Universitäten befürchteten allerdings, dass kaum ein Professor wirklich nur „im Nebenamt“ an der Superuni forschen wird. „Das Nebenamt wird zum Hauptamt werden“, hieß es gestern, die Forscher werde man kaum mehr an ihrer Mutterinstitution sehen.

Hinter Zöllners Pläne stellt sich dagegen Peter Gruss, Präsident der Max- Planck-Gesellschaft. In Berlin hätten sich auf Initiative einzelner Wissenschaftler aus den Hochschulen und den außeruniversitären Forschungsinstituten erfolgreiche Projekte entwickelt. Ein zusätzliches gemeinsames Dach zu bilden, das international sichtbar wäre und Elitestudenten und Spitzenforscher aus aller Welt anziehen könnte, wäre zweifellos „ein Mehrwert“, sagte Gruss. Auch Zöllners Argument, dass eine solche Institution nachhaltiger und von politischen Wechselfällen unabhängiger wäre als einzelne Kooperationen, habe „ein hohes Maß an Plausibilität“. Für das Modell einer „Superuni“, die auch mit dem Promotionsrecht ausgestattet wäre, sei die Max-Planck-Gesellschaft offen. Abhängig vom endgültigen Konzept werde die MPG ihren Direktoren die Entscheidung überlassen, sich daran zu beteiligen. Zwischen der Gründung eines Berliner Forums für Spitzenforschung und dem Elitestatus der FU sieht Gruss keinen Widerspruch.

Als Chef der künftigen Superuni wird derweil in Wissenschaftskreisen Jürgen Mlynek gehandelt, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft und Ex-Präsident der Humboldt-Uni. Mlynek war gestern für eine Stellungnahme persönlich nicht zu erreichen, da er sich in Israel befindet. Zum Thema Superuni teilte eine Sprecherin folgende Aussage Mlyneks mit: Er gehe davon aus, dass in der Arbeitsgruppe ein tragfähiges Konzept entwickelt werde. Dieses werde „die internationale Aufmerksamkeit noch stärker auf den Wissenschaftsstandort Berlin richten“.

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