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Betrug im Doktor: „Bei Doktorarbeiten anfällig für Korruption“

Transparency International rügt Deutschland für seine Promotionspraxis - als Schwachstelle im sonst wenig korrupten Bildungswesen

Transparency International kritisiert Deutschland für Betrugsfälle bei Promotionen. Zwar sei das deutsche Bildungswesen nach einer Bevölkerungsumfrage wenig korruptionsanfällig, heißt es in dem „Globalen Korruptionsbericht 2013“, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Doch gebe es einen „Schwachpunkt“: „Die Anfälligkeit für Betrug beim Erwerb von Doktortiteln.“ Die Antikorruptionsorganisation hat ihren Jahresbericht diesmal dem Schwerpunkt Bildung gewidmet. Er umfasst 70 Berichte zur Hochschul- und Schulbildung aus 50 Ländern. Korruption stelle in vielen Ländern ein Hindernis für den Zugang zu Bildung dar, heißt es zur Begründung.

Von den in Deutschland Befragten sagten demnach 19 Prozent, das deutsche Bildungssystem sei „korrupt“ oder „sehr korrupt“. Auf der Skala von Transparency gilt das als sehr niedriger Wert, die Lage wird als „besonders gut“ beschrieben. Bei den Promotionen gebe es aber Probleme. Der Bericht beruft sich auf Schätzungen, wonach 600 der 25 000 jährlichen Promotionen nicht rechtens sind. Teilweise würden Titel von Unis im Ausland oder von bestechlichen Professoren im Inland gekauft. Arbeiten würden von Ghostwritern gegen Geld angefertigt. Auch sei immer wieder eine auffällige zeitliche Nähe zwischen Spenden an Universitäten und der Verleihung von Ehrendoktorwürden oder -professuren festzustellen. So habe der Unternehmer Carsten Maschmeyer der Uni Hildesheim eine halbe Million Euro gespendet und kurz danach eine Ehrendoktorwürde der Uni erhalten. Offenbar sei das deutsche System auch besonders anfällig für Plagiate, stellt der Bericht mit Blick auf die Aufsehen erregenden Fälle der letzten Zeit fest.

Die Organisation empfiehlt, den Doktorgrad nicht mehr länger in Personaldokumente einzutragen – Deutschland sei mit Österreich und Tschechien weltweit das einzige Land, das so verfahre. Die Begutachtung der Arbeit solle nicht mehr in den Händen des Betreuers liegen, ein auswärtiges Gutachten solle Pflicht werden. Da viele Doktoreltern dazu neigten, ihren Kandidaten übertrieben gute Noten für die Dissertation zu geben, sollten diese ganz abgeschafft oder die Notenskala zumindest verringert werden. Ehrendoktorwürden sollten ausschließlich auf der Basis wissenschaftlicher Verdienste vergeben werden. Promotionsberatungen sollten verboten werden. akü

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