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In Beton gegossene Buchstaben des Wortes Beuth stehen auf einer Wiese, im Hintergrund ist ein Hochhaus zu sehen.

© imago/Schöning

Beuth-Hochschule vor der Umbenennung?: Antisemitischer Namensgeber: Greifswald hat es vorgemacht

Die Universität Greifswald hat schon hinter sich, worin die Berliner Beuth-Hochschule jetzt steckt - eine Diskussion über ihren antisemitischen Namensgeber.

Die Berliner Beuth-Hochschule für Technik steht möglicherweise vor einer Umbenennung. Seit 2009 ist die Fachhochschule nach dem preußischen Ministerialbeamten und Reformer der handwerklich-technischen Ausbildung Christian Peter Beuth (1781 - 1853) benannt. Wie berichtet ergaben erst jetzt Gutachten, dass er ein radikaler Antisemit war, gegen Juden und die Judenemanzipation agitierte und agierte.

An der Hochschule hat eine Debatte eingesetzt, wie künftig mit dem Namen Beuth umzugehen ist. Ein Vorbild könnte die Uni Greifswald sein, die sich zum 1. Juni von ihrem Namen Ernst-Moritz-Arndt-Universität getrennt hat. Auch Arndt, Schriftsteller und Zeitgenosse Beuths, war offen judenfeindlich.

Präsidentin: Rassismus und Sexismus keinen Raum geben

Die Beuth-Hochschule wolle „das Beispiel Greifswalds aufgreifen“, hatte Präsidentin Monika Gross am Mittwoch bei einer Diskussionsveranstaltung gesagt. Gemeint sei aber nicht die lange Zeit von 20 Jahren, in der über das Erbe Arndts diskutiert wurde. Gross geht davon aus, die Namensfrage „innerhalb des nächsten Jahres zum Abschluss bringen zu können“. Dazu konstituiert sich eine Arbeitsgruppe, in der alle Statusgruppen sowie externe Expertise vertreten sein sollen. Schon jetzt dokumentiert die Hochschule die seit gut einem Jahr intern laufende Debatte auf ihrer Homepage.

Am Donnerstag positionierte sich Gross mit einer Erklärung: „Das Präsidium und die Mitglieder der Beuth-Hochschule distanzieren sich entschieden und eindeutig von den antisemitischen Äußerungen und Handlungen ihres Namensgebers.“ Die Beuth-Hochschule sei „eine weltoffene Hochschule, die für Toleranz und Diversität steht“ und in der Menschen aus 118 Ländern miteinander lernten und arbeiteten. Antisemitismus, Rassismus und Sexismus würde man keinen Raum geben. Bereits der „Diskurs zur Person Beuth mit allen Mitgliedern der Hochschule“ trage dazu bei, „gesellschaftliche Schranken zu überbrücken, Vorurteile abzubauen und den Dialog zwischen Kulturen zu führen und zu fördern“.

In Greifswald darf der Name Arndt inoffiziell genutzt werden

Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach äußerte sich auf Anfrage lobend. Die FH gehe „bei diesem sehr ernsten Thema mit der angemessen Sorgfalt und Transparenz vor“. Dem Ergebnis will Krach nicht vorgreifen, für ihn persönlich sei „aber klar, dass wir Antisemitismus in all seinen Formen immer deutlich benennen und dagegen vorgehen müssen“.

Die Uni Greifswald hat den Namen Arndts nicht vollständig verbannt. Mitglieder und Angehörige der Uni dürfen weiterhin „Ernst-Moritz-Arndt“ voranstellen. Im Rechtsverkehr ist die Nutzung allerdings ausgeschlossen, ebenso für Rektorat, Senat und Fakultäten, heißt es in einer eigens erlassenen Ordnung.

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