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Die Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder - dort kann man die Fächer Jura und Kulturwissenschaften NC-frei belegen.

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Bewerbung kurz vor Semesterstart: Wo jetzt noch Studienplätze frei sind

In letzter Minute an die Universität? Die Chancen, jetzt noch eine Studienplatz zu finden stehen gar nicht so schlecht. Vor allem im Osten und Süden gibt es noch freie Plätze - auch in Berlin.

In den Studienberatungen der Berliner Hochschulen ist in diesen Tagen mal wieder besonders viel los. Derzeit erfahren Studienbewerber, ob sie an ihrer Wunschuni eine Zusage bekommen haben – oder eben nicht. Im letzteren Fall sind die Nachfragen naturgemäß besonders dringlich, sagt Baris Ünal, Studienberater an der Technischen Universität: „Die Bewerber fragen sich, ob sie woanders hingehen sollen, ein Jahr abwarten oder vielleicht ganz was anderes studieren.“ Viele Bewerber würden durchaus „taktieren“, um doch noch an ihr Wunschstudium zu kommen. – Wir zeigen Strategien auf, wie Abiturienten das gelingen kann.

Ein NC-freies Fach suchen

Der Königsweg für Kurzentschlossene: Ein Fach ohne Numerus clausus suchen. In diesen Studiengängen kann man sich auch jetzt noch an vielen Hochschulen einschreiben, und zwar unabhängig von der Abiturnote. Jenseits von Berlin - wo es dieses Jahr wieder deutlich mehr Bewerbungen als Plätze gab - bieten einige Hochschulen anderswo hoffnungslos überrannte Fächer ohne die Hürde NC an. „Wenn man nicht ortsgebunden ist, findet man in der Regel irgendwo sein Wunschfach“, sagt Steffan Baron, Leiter der Studienabteilung der Humboldt-Universität.

Dazu rät auch Baris Ünal. Berlinerinnen und Berliner würden sich zwar „selten raustrauen“, sagt er: „Es macht aber Sinn, nach weniger populären Städten zu gucken, deren Unis genauso gute Ausbildungen anbieten.“ Nicht zuletzt, weil das Knüpfen neuer Kontakte, das Orientieren an einem neuen Ort ebenso zu den wertvollen Erfahrungen eines Studiums gehöre.

Tatsächlich lockern Hochschulen bundesweit tendenziell ihre Zulassungsbeschränkungen. Einen NC haben inzwischen weniger als die Hälfte aller Bachelor-Studiengänge, nämlich 47,6 Prozent. Die BTU Cottbus bietet sogar fast ihr gesamtes Studienprogramm ohne NC an. Sie lädt Studieninteressierte am 13. September zu einem „Infotag für Kurzentschlossene“ ein, die dann schon mal Campusluft in der Lausitz schnuppern können. An der Viadrina in Frankfurt/Oder sind Jura und Kulturwissenschaften zulassungsfrei, zwei Fächer, die in Berlin erfahrungsgemäß stark nachgefragt sind.

Ostdeutschland, aber auch Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen, sind überhaupt Regionen, in denen die NC-Quote deutlich unter dem Bundesschnitt liegt. An der Uni Jena und der Uni Greifswald etwa kann man Jura, Betriebswirtschaftslehre und wichtige Lehrämter wie Deutsch und Englisch zulassungsfrei belegen, an der TU Ilmenau fast alle Technikfächer. Die Uni Würzburg bietet Jura und viele Lehrämter NC-frei an, offen stehen viele Fächer ebenso in Bamberg, Nürnberg-Erlangen oder Regensburg. Einen Überblick über freie Plätze gibt die Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz.

Baris Ünal rät Bewerbern, auch darüber nachzudenken, ob es wirklich „das eine“ Fach sein muss: „Bei vielen liegen die Interessen so, dass oft artverwandte Studiengänge möglich sind.“ Wer sich etwa für Autos interessiere, müsse nicht zwangsläufig Fahrzeugtechnik belegen.

Mühsam ist für Studieninteressierte, dass die Einschreibefristen für NC-freie Fächer von Uni zu Uni variieren. In Berlin sind sie an der TU und an der HU bereits abgelaufen. An der Freien Universität kann man sich noch bis zum 8. September anmelden, allerdings nur für Monobachelorstudiengänge. Das sind einige wenige kleinere Fächer wie Meteorologie, Altertumswissenschaften oder Geologische Wissenschaften. Die Viadrina lässt Bewerbern bis zum 15. September Zeit, die BTU Cottbus bis zum 30. September.

In letzter Minute nachrücken

Selbst die, die sich zunächst erfolglos für ein NC-Fach beworben haben und dafür anderswo keine Alternative sehen, können noch hoffen. Den Unis springen immer wieder Bewerber ab. Für sie können andere nachrücken, die bisher nicht zum Zug kamen. Die HU führt ihre Nachrückverfahren in diesen Tagen durch: „Bald werden die Bewerberinnen und Bewerber wissen, ob sie noch Glück haben“, sagt Steffan Baron. Sollte an der FU Nachrücken nötig werden, geht es ab Anfang kommender Woche los; an der Beuth-Hochschule Mitte September.

Später nachrücken können manchmal auch die, die sich über das bundesweite Portal „Hochschulstart.de“ beworben haben. Über das System sollten eigentlich alle Plätze schon Ende August verteilt worden sein. Doch die HU geht davon aus, dass es dennoch Vakanzen geben werden: „Solange sich nicht alle Hochschulen mit allen Studiengängen an dem Verfahren beteiligen, werden immer Plätze unbesetzt bleiben, und wir müssen lokal nachrücken“, sagt Steffan Baron. Aus der TU heißt es dagegen, dass keine Nachrückverfahren nötig sind.

Aufs Los setzen

Bleiben ganz zum Schluss immer noch Studienplätze frei, verlosen sie die Hochschulen. Dabei können wieder alle mitmachen, auch die, die vorher keine Bewerbung abgeschickt hatten. Auch beim Losen gilt: Jede Uni hat ihre eigenen Fristen. An der HU endet die Antragsfrist am 30. September. Mögliche Kandidaten sind Fächer wie Agrarwissenschaften, Gartenbauwissenschaften, Informatik, Historische Linguistik und Klassische Archäologie, sagt Steffan Baron – ganz sicher ist das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. An der FU wird schon zwischen dem 8. und 12. September gelost – wenn dann überhaupt noch Studienplätze unbesetzt sind, was die FU noch nicht sagen kann.

Grundsätzlich sollten Studieninteressierte nicht darauf hoffen, auf diesem Weg noch in letzter Minute in einem sehr beliebten Fach unterzukommen. „Es handelt sich meistens um Orchideenfächer“, sagt TU-Studienberater Ünal. Er sieht die Studienwahl per Los eher skeptisch. Natürlich könne der eine oder die andere „ganz plötzlich ein Faible für Neogräzistik entwickeln“. Oft wollten Bewerber sich aber nur ein Jahr lang zwischenparken. Dann solle man besser in der Studienberatung vorbeischauen und sich noch einmal gründlich beraten lassen.

Während die HU und die FU das Losverfahren lokal organisieren, lassen es andere Unis wie die TU über „Hochschulstart.de“ abwickeln. Auf dem Portal – wo das Losen „Clearingverfahren“ heißt – können sich Studieninteressierte für bis zu 12 Plätze bewerben. Es gibt zwei Runden: Die erste Tranche wird an diesem Sonntag verlost, anmelden kann man sich bis Samstag Mitternacht. Derzeit sind dafür 165 Studiengänge freigeschaltet. Mehr dürften es in der zweiten Runde werden, die am 29. September entschieden wird (Anmeldung zwischen dem 23. und 28. September). Im vergangenen Jahr wurden laut Hochschulstart 1700 Zulassungen im Clearingverfahren ausgesprochen.

Sinnvoll aufs Studium warten

Mit einem oder zwei Wartesemestern kommt man gerade an der TU in viele Fächer hinein, die einem zunächst aufgrund des Abiturschnitts verschlossen blieben, sagt Baris Ünal: „Im Zweifel ist Warten daher besser als einfach planlos mit dem Studium anzufangen.“ Ünal rät Bewerbern, während der Wartezeit „das Ruder in der Hand zu behalten“. Sprich: Sich bewusst zu überlegen, wie man die Zeit überbrückt. Sei es durch ein Praktikum, einen Auslandsaufenthalt – oder, indem man als Nebenhörer Vorlesungen in unterschiedlichen Fächern besucht, um sich über eigene Interessen klar zu werden. Die TU hat auf ihrer Webseite einen Katalog mit Überbrückungsmöglichkeiten zusammengestellt. „Einfach vor sich hindümpeln“ sei dagegen keine gute Idee, sagt Ünal: „Dann kommt man nach einem Jahr nur mit noch mehr Panik an.“

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