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Bildung: Berlin wird besser – langsam

Eine neue Studie lobt Erfolge bei der Bildung. Immer weniger Schüler brechen die Schule ab. Auch verspätete Einschulungen gibt es kaum noch. Im Hinblick auf die Integration belegt Berlin von allen Bundesländern Platz fünf.

Berlins Bildungssystem ist wieder etwas besser geworden. Allerdings hat es sich im Vergleich zu den anderen Bundesländern im vergangenen Jahr langsamer entwickelt. So sieht es jedenfalls der am Dienstag veröffentlichte „Bildungsmonitor“, eine Studie zweier arbeitgeberfreundlicher Einrichtungen: des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Die Studie beurteilt das Bildungswesen von 16 Ländern anhand von 13 „Handlungsfeldern“ und mehr als 102 Indikatoren, darunter Pisa-Ergebnisse, Abschlussquoten und die Zahl der Ingenieurabsolventen.

Inwieweit kann das Bildungssystem eines Landes zu wirtschaftlichem Wachstum beitragen? lautet die Leitfrage der INSM. Bundesweit sehen die Forscher die größten Schwächen in der sinkenden Zahl von Absolventen in den Ingenieurwissenschaften (von 20 Prozent im Jahr 1999 auf 16 Prozent im Jahr 2006) und der stagnierenden Ganztagsbetreuung in vielen Bundesländern „auf niedrigen Niveau“.

Berlin legt gegenüber dem Vorjahr in der Gesamtwertung zwei Punkte zu und kommt im Ranking auf Platz 11. Im Jahr 2007 war Berlin allerdings von den Forschern als dynamischstes Land identifiziert worden. Damals gewann es sechs Punkte hinzu und lag auf Platz sieben. Angeführt wird die gestern veröffentlichte Liste erneut von Sachsen, Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern.

Brandenburg kommt auf Platz 14, hat sich aber ebenfalls gesteigert. Vergleicht man die Entwicklung von 2004 bis heute, gehört Brandenburg gemäß dem „Bildungsmonitor“ sogar zu den besonders dynamischen Ländern: Sein Bildungswesen entwickelt sich recht schnell, nach diesem Kriterium liegt das Land im vorderen Mittelfeld. Am ehrgeizigsten sind Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Berlins Schul- und Hochschulwesen setzt offenbar immer mehr auf Tempo. Das gefällt den Forschern. Beim Kriterium „Zeiteffizienz“ gewähren sie der Hauptstadt besonders viele Pluspunkte (18,5). Im Ranking belohnt werden Länder, in denen immer weniger Kinder verspätet eingeschult werden, in denen die Zahl der Sitzenbleiber und die der Abbrecher von Ausbildungen sinkt. An Berlins Hochschulen würdigt die Studie steigende Zahlen von Bachelorstudierenden und kürzere Studienzeiten.

In Berlin leben besonders viele sozial schwache Menschen. Nach Ansicht der Forscher gibt es aber auf dem Feld der Bekämpfung von „Bildungsarmut“ Erfolge zu verzeichnen: Berlin legt hier 10,6 Punkte gegenüber dem Vorjahr zu. Zu Buchen schlagen hier sinkende Zahlen von Schulabbrechern.

Auch „der schwierige Bereich der Förderung Jugendlicher mit Migrationshintergrund“ funktioniert in Berlin „vergleichsweise gut“, schreiben die Forscher. Zwar sei die Abiturientenquote unter ausländischen Jugendlichen in allgemeinbildenden Schulen auf 13 Prozent gefallen. Das sei aber immer noch der viertbeste Wert nach Hamburg, Hessen und NRW. Allerdings sei der Anteil von ausländischen Schulabsolventen, die keinen Abschluss erreichen, mit 20,7 Prozent schlecht, räumen die Forscher ein. Trotzdem kommt Berlin beim Kriterium „Integration“ auf den fünften Platz.

Bei der beruflichen Bildung ist Berlin das Schlusslicht. Es hat am wenigsten erfolgreiche Absolventen von Fortbildungsprüfungen und die geringste Zahl an Einstiegsqualifikationen für Jugendliche. Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sagte dazu, er nehme die Kritik ernst. Allerdings stehe die betriebliche Ausbildung im Fokus der Studie und nicht der schulische Teil. „Zugleich schlägt hier die strukturelle Schwäche des Wirtschaftsstandorts durch“, erklärte Zöllner. Berlin engagiere sich aber in der Förderung leistungsschwacher Auszubildender. So würden mit Beginn des neuen Schuljahres dieTeilnehmer an der Einstiegsqualifizierung berufsschulpflichtig werden.

Angesichts der Probleme ruhen in Berlin große Hoffnungen auf Ganztagsangeboten. Hier ist es bundesweit führend. Im untersuchten Jahr 2006 gingen 57 Prozent der Grundschüler auf eine Ganztagsschule (Bundesschnitt: 12,2 Prozent). Knapp 22 Prozent der Berliner Schüler im Sekundarbereich besuchten gebundene Ganztagsschulen mit verpflichtendem Nachmittagsprogramm.

In der „Akademisierung“ liegt Berlin ebenfalls weit vorn (Platz 2): Nirgendwo in Deutschland erwerben etwa mehr Schüler von allgemeinbildenden Schulen das Abitur (34 Prozent), Berlin leistet viel in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Bei der „Forschungsorientierung“ liegt Berlin auf Platz vier. Die Professoren werben viele Drittmittel ein, die Zahl der Promotionen ist hoch.

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