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Leichter Zugriff. Schüler können mit eigenen Geräten Materialien in Bildungsclouds nutzen.

© Jens Wolf/dpa

Bildungsclouds: Lernen in der Wolke

Mit dem Smartphone geht's zum Lernstoff: Bildungs-Clouds können Schulen die Digitalisierung erleichtern. Doch noch sind viele Angebote viel zu umständlich.

In bundesweit 26 Schulen soll die digitale Zukunft nach den Sommerferien beginnen. Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte können dann zentral über das Internet in einer „Schul-Cloud“ auf unterschiedliche Lernmaterialien zurückgreifen. Sie können dort nicht nur digitalen Lernstoff benutzen, sondern auch selber Beispielaufgaben einstellen, Lösungswege diskutieren, selbst entwickelte Materialien anderen Schulen anbieten. Eine spezielle technische Ausrüstung brauchen die Schulen nicht. Jeder kommt mit dem eigenen Smartphone oder Laptop auf die Inhalte der Cloud.

Die „Schul-Cloud“ wird seit dem vergangenen Jahr vom Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam entwickelt. Gefördert wird das Vorhaben mit einer Million Euro vom Bundesbildungsministerium, Ministerin Wanka würde es gerne in den von ihr geplanten Digitalpakt für Schulen aufnehmen. In der ersten Pilotphase nach den Sommerferien sollen die 26 ausgewählten Schulen die Cloud testen. Theoretisch könnten irgendwann alle Schulen in Deutschland damit arbeiten. „Technisch wäre das auf jeden Fall möglich“, sagt Catrina Grella vom HPI.

Viele Schulen haben eine mangelhafte IT-Ausstattung

Auf solchen virtuellen Lernspeichern wie der „Schul-Cloud“ ruhen viele Hoffnungen, wenn es um die Digitalisierung der Bildung geht. Schließlich sollen sie helfen, Hindernisse zu überwinden, vor denen viele Schulen stehen: Die oft mangelhafte IT-Ausstattung – und die ebenso häufig fehlende Zeit, den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht technisch vorzubereiten. Da gibt es dann nur einige wenige Computerräume, die Geräte sind veraltet. Und wenn sie doch modernen Anforderungen entsprechen, müssen engagierte Fachlehrer quasi nebenbei Soft- und Hardware am Laufen halten. „Die eigentlich intuitive Nutzung von Lernsoftware wird derzeit an den Schulen erschwert“, sagt Grella.

Mit Lernclouds würde das alles wegfallen. Nicht nur reichen mitgebrachte Geräte aus, Schulen müssen also keine eigenen vorhalten (von einem flächendeckenden WLAN abgesehen, woran es ebenfalls oft hapert). Die Wartung der bereitgestellten Lernsoftware und Materialien übernehmen die Betreiber der Cloud. Ebenso pflegen sie Chatprogramme oder virtuelle White Boards, mit denen man schulübergreifend unterrichten könnte.

Föderales Klein-Klein gegen die Vorteile der Digitalisierung

Nun ist das HPI nicht die einzige Einrichtung, die Clouds für Schulen entwickelt. In manchen Bundesländern gibt es gleich mehrere Initiativen, viele Kommunen bieten lokale Lösungen an, ganz zu schweigen von Firmen, die darin ein Geschäft erkennen. Dirk Loßack, Bildungsstaatssekretär in Schleswig-Holstein, sieht daher die Gefahr, dass sich alle diese Angebote gar nicht verbinden lassen. „Wir müssen aufpassen, die Vorteile der Digitalisierung nicht mit dem föderalen Klein-Klein zu verhindern“, sagte Loßack am Freitag auf einem Forum zum Thema „Bildung in der Cloud“ in Berlin.

Am HPI wünscht man sich, hier vermitteln zu können. „Wir wollen Insellösungen nicht plattmachen, sondern sie verknüpfen“, sagt Grella. Unabhängig vom Anbieter dürfte für Schulen entscheidend sein, wie einfach digitale Plattformen zu bedienen sind. Martin Fugmann, Schulleiter eines Gymnasiums in Gütersloh, hat für seine Schule zahlreiche Angebote getestet, auch in den USA – mit mäßigem Erfolg. „Die meisten sind technisch völlig überfrachtet“, sagt Fugmann. Die Kollegen schrecke das ab, auch Fortbildungen würden nicht helfen, wenn eine Cloud nicht als Erleichterung, sondern als Belastung im Unterricht wahrgenommen wird. Die Gütersloher haben daher eine eigene Plattform programmiert, die sich an den Bedürfnissen von Schülern und Lehrern orientiert.

Wer kommt für die Kosten von Clouds auf?

Eine Frage wird auch sein, wer für die Kosten der Clouds aufkommt. Bei der „Schul-Cloud“ des HPI dürfen Schulen in der Pilotphase kostenfrei auf die Inhalte zugreifen. Später werden die Schulen oder die Bundesländer Lizenzen erwerben müssen, sagt Grella. Auch die Wartung werde man wohl an einen kommerziellen Anbieter übergeben, wenn Schulen in großem Stil das Angebot nutzen.

Und was ist mit dem Datenschutz? Unzählige Vorgänge werden in den Clouds dokumentiert. Lernergebnisse, Abrufe von Lernmaterialien und Prüfungsthemen, Chats. Das biete einerseits Chancen, sagt Andreas Breiter, Informatiker an der Uni Bremen: Nämlich, den Fortschritt von Schülern besser als bisher zu analysieren. Anderseits wecke das kommerzielle Begehrlichkeiten. „Für Unternehmen sind die Daten pures Gold.“ Datenschützer müssten daher frühzeitig in die Entwicklung von Bildungsclouds einbezogen werden.

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