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Anvisiert. Gefördert werden soll unter anderem digitale Bildung.

© Britta Peddersen/dpa

Bildungslotterie: „Spielerisch für soziale Zwecke engagieren“

Eine neue Lotterie fördert Bildungsprojekte. Was dahinter steckt, erklärt einer der Initiatoren.

Herr Schlüter, mit dem Kauf von Losen Bildungsprojekte unterstützen: Das ist das Ziel der vom Stifterverband initiierten Bildungslotterie. Wie viele Lose konnten Sie bisher verkaufen?

Bis jetzt konnten wir 30 000 Lose verkaufen. Damit sind wir für das erste halbe Jahr sehr zufrieden. Ein Monatslos kostet 15 Euro, Halbjahres- und Jahreslose 22,50 beziehungsweise 45 Euro. Sie sind online erhältlich und inzwischen auch in allen Rossmann-Filialen.

Langfristig wollen Sie aus der Lotterie jährlich 30 Millionen Euro an Bildungsvorhaben ausschütten. Wo stehen Sie aktuell?

Wir sind verpflichtet, 30 Prozent der Umsätze für die Förderung von Projekten auszuschütten. Unser Ziel für das kommende Jahr lautet: Zehn Millionen Euro Umsatz, also drei Millionen für Projekte. Langfristig – also in sechs bis acht Jahren – wollen wir einen Umsatz von hundert Millionen Euro erreichen, dann könnten wir tatsächlich 30 Millionen Euro für Bildungsinitiativen ausschütten.

Seit kurzem stehen die ersten geförderten Projekte fest. Welche sind das?

Bei uns sind 95 Anträge von hochspannenden und ausschließlich privaten Bildungsinitiativen eingegangen. Sechs davon sind ausgewählt worden. Eine Initiative kümmert sich um die Sprachförderung von Kindern von Geflüchteten, eine andere darum, wie Jugendliche spielerisch den sinnvollen Umgang mit Tablets im Unterricht lernen. Ein Patenschaftsprogramm verbindet Studierende und Schüler, ein Vorhaben soll Kinder ermutigen, ihre eigene Stimme, Instrumente und Klänge zu entdecken. Und es geht schließlich darum, afrikanischen Frauen in Deutschland nach Flucht und Gewalterfahrungen mit Bildungsangeboten neue Lebensperspektiven zu ermöglichen.

Sie betonen, dass es sich um private Initiativen handelt. Sind staatlich getragene Projekte von der Förderung ausgeschlossen?

Den Antrag eines Bildungsministeriums würden wir nicht unterstützen, den einer staatlichen Schule schauen wir uns schon an. Uns geht es aber vor allem darum, Vereine rund um die Schulen zu fördern, die wichtige Anliegen wie digitale Bildung oder die Integration von Migranten unterstützen. Die machen das meistens privat, ihnen fehlt aber das Geld, um Sachmittel zu besorgen. Da kann man mit geringen Summen schon sehr viel helfen.

Bildung und Lotterie – passt das überhaupt zusammen?

Die Frage hören wir oft. Wir sind eine Soziallotterie: Sich spielerisch für soziale Zwecke zu engagieren hat eine lange Tradition. Es gibt viele Soziallotterien, die sich um wichtige Themen wie Inklusion, Sport, Umwelt und Kultur kümmern. Mit der Bildungs-Chancen-Lotterie gibt es jetzt endlich auch eine Soziallotterie, deren Fokus ausschließlich auf dem Thema Bildung liegt. Es geht nur in zweiter Linie ums Gewinnen. In erster Linie geht es um die Bildungschancen junger Menschen.

Warum haben Sie die Lotterie ins Leben gerufen? Wollen Sie so indirekt auch den Staat kritisieren, dass er seinem Bildungsauftrag nicht nachkommt?

Nein, das ist keine Kritik am allgemeinen Bildungssystem. Das funktioniert in Deutschland, das muss man auch mal sagen, selbst wenn es ab und an hakt. Aber es hängt eben doch vieles vom sozialen Umfeld ab, ob Kinder und Jugendliche die Bildungschancen, die sich ihnen abstrakt bieten, tatsächlich auch wahrnehmen können. Hier helfen die Initiativen, die wir unterstützen wollen.

Das Startkapital der Lotterie wurde von Unternehmen als Darlehen zur Verfügung gestellt. Nehmen diese Einfluss auf die geförderten Vorhaben?

Nein. Die größten Unterstützer sind Arend Oetker, Bettina Würth, Christian Böhringer und Nicola Leibinger-Kammüller, die Chefin der Trumpf GmbH. Wir informieren sie regelmäßig, was wir machen. Aber sie haben keinen Einfluss.

Auch wenn Gewinnen nicht im Vordergrund stehen soll: Wie viele Gewinnerinnen und Gewinner gab es bisher?

Über 1000 Mitspieler haben schon gewonnen. Beim „Solo-Los“ haben Einzelspieler die Chance auf Gewinne in Höhe von bis zu zwei Millionen Euro. Beim „Team-Los“ spielen bis zu zehn Spieler im Team und können gemeinsam bis zu einer Million Euro gewinnen. - Andreas Schlüter ist Generalsekretär des Stifterverbandes, der die „Bildungs-Chancen-Lotterie“ mit den SOS Kinderdörfern und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung initiiert hat. Die Fragen stellte Tilmann Warnecke.

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