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Berlin punktet mit der Forschungsstärke seiner Unis; hier ein Genetik-Labor an der Humboldt-Universität.

© Felix Schumann

Bildungsvergleich: Sachsen vorn, Berlin leicht verbessert

Die besten Bildungschancen bietet der Osten: Beim "Bildungsmonitor 2012" der Initiative neue soziale Marktwirtschaft führt Sachsen, gefolgt von Thüringen - und Baden-Württemberg. Berlin verbesserte sich auf Platz 15 und gab damit die Rote Laterne an Schleswig-Holstein ab.

Zum siebten Mal in Folge führt Sachsen im Bildungsmonitor der Initiative neue soziale Marktwirtschaft (INSM), der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Das Land punktet unter anderem mit dem in Ostdeutschland traditionell breiten Angebot an Krippenplätzen. Das gilt auch für Thüringen, das wie im Vorjahr Platz zwei im Länderranking belegt, weiterhin gefolgt von Baden-Württemberg und Bayern. Berlin, das 2011 auf den letzten Platz kam, verbessert sich um einen Rang. Jetzt sei Schleswig-Holstein das Land mit dem am wenigsten leistungsfähigen Bildungssystem, heißt es. Moniert wird etwa eine zu niedrige Zahl von Abiturienten.

Neben Berlin haben sich auch andere Stadtstaaten verbessert. Am deutlichsten gelang der Aufstieg Hamburg, das von Platz 14 auf Platz acht kommt, Bremen steigt von Rang sechs auf fünf auf. Brandenburg setzt sich von der Schlussgruppe ab und steht jetzt auf Rang 12.

Neben klassischen Bildungsindikatoren vom Ausbau der Krippen- und Kitaversorgung über das Ganztagsangebot bis hin zu den Hochschulen zählen beim Bildungsmonitor etwa auch das Angebot von Ausbildungsplätzen durch die Industrie und die Arbeitsmarktorientierung der Bildungsgänge. Die INSM als Auftraggeberin und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln, das die Studie durchführt, bekennen sich ausdrücklich zu dem bildungsökonomischen Ansatz der Metastudie. Die Arbeit der INSM wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert.

Eigene Daten zu Schulleistungen werden vom IW nicht erhoben, der Bildungsmonitor nutzt vorliegende Studien wie den 2010 veröffentlichten Ländervergleich des Berliner Instituts Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Den 2008 vollzogenen Ausstieg aus dem Bundesländervergleich der internationalen Pisa-Studie bedauerte Studienleiter Axel Plünnecke. Es sei „extrem schade“, dass damit die internationale Vergleichbarkeit der deutschen Schulleistungen weggefallen sei. Zudem habe die Pisa-Studie gezeigt, wie sich die Bildungsarmut der Eltern auf die Kinder auswirkt.

Seite 2: Berlin ist forschungsstark - und schwach bei der Integration

Berlin punktet im Bildungsmonitor 2012 wenig überraschend mit der „Forschungsorientierung“, dank seiner forschungsstarken Universitäten kommt die Stadt hier bundesweit auf den ersten Platz. Bei der „Akademisierung“, die an der Zahl von Abiturienten gemessen wird, liegt Berlin ebenso in der Spitzengruppe wie bei der „Förderinfrastruktur“. Dabei zählt, dass 75 Prozent der Grundschüler an Ganztagsschulen lernen und immerhin 56,4 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen und 25 Prozent der unter Dreijährigen ganztags eine Kita besuchen. Dass Berlin im Länderranking dann doch nur auf den vorletzten Platz kommt, liegt an der hohen Gewichtung der Kriterien „Bekämpfung der Bildungsarmut“, „Integration“ und „Beruflichen Bildung“.

Zwar dürfte der Ausbau der Ganztagsangebote bald zu besseren Ergebnissen führen, schreiben die IW-Forscher. Doch nach der IQB-Studie von 2009 verfehle mit 14,2 Prozent ein zu großer Anteil der Neuntklässler die Mindeststandards beim Lesen. Auch die Schulabbrecherquote liege mit 8,8 Prozent über dem Bundesschnitt von 6,1 Prozent; unter Schulabgängern mit nichtdeutscher Staatsbürgerschaft seien es sogar 17,1 Prozent. Besonders ins Gewicht fallen Defizite in der beruflichen Bildung, die eng mit der wirtschaftlichen Schwäche der Hauptstadt zusammenhängen. So wird moniert, dass nur 53,8 Prozent der Ausbildungsplätze von Unternehmen angeboten wurden, der Rest überbetrieblich. Zudem ist die Erfolgsquote bei Prüfungen in der dualen Ausbildung mit 84,7 Prozent niedriger als bundesweit (89,4 Prozent).

Seit dem Jahr 2000 habe Berlin in vielen Bereichen große Fortschritte erzielt, heißt es. So verließen 37 700 Akademiker mehr die Hochschulen, als die damalige Absolventenquote erwarten ließ. Hierfür errechnete das IW einen „jährlichen Wachstumsbeitrag“ von rund 650 Millionen Euro für Berlin.

Damit insbesondere Kinder aus bildungsfernen Familien eine Chance auf höhere Bildungsabschlüsse erhalten, müsse die Ganztagsbetreuung bundesweit flächendeckend ausgebaut werden, sagte Plünnnecke. INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr forderte „einen Paradigmenwechsel von der nachsorgenden Sozialpolitik zur vorsorgenden Bildungspolitik“.

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