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Planck

© dpa

Biografie: Er suchte das Absolute – und fand die Welt der Quanten

Die Schicksalsschläge seines Lebens ertrug Max Planck mit preußischer Disziplin. Nur mit einer Sache wurde er nicht fertig: seiner eigenen Entdeckung.

Max Planck – am 23. April 1858 in Kiel geboren und in München aufgewachsen – nimmt das Studium der Physik auf, obwohl man ihm den Rat gegeben hat, das Fach zu meiden, da „grundsätzlich Neues darin kaum mehr zu leisten sein wird“. 21-jährig promoviert er, habilitiert sich schon ein Jahr später, muss aber bis 1885 warten, bevor ihm seine Heimatstadt eine Professur anbietet. 1889 wird Planck dann an die Universität Berlin berufen.

Auf der "Suche nach dem Absoluten"

In der Hauptstadt macht er Karriere, erst als Physiker und dann als Organisator der Wissenschaft. Berühmt werden seine Vorlesungen zur Thermodynamik. 1918 erhält Planck den Nobelpreis für Physik und zehn Jahre später – zu seinem 70. Geburtstag – stiftet die deutsche Wissenschaft die bis heute begehrte Max-Planck-Medaille, die er selbst als erster entgegennehmen darf. In den folgenden Jahren publizierte Planck mehr philosophisch orientierte Texte wie die „Wege zur physikalischen Erkenntnis“, und engagierte sich als Wissenschaftspolitiker. Seit 1912 schon fungierte er als ständiger Sekretär der Preußischen Akademie der Wissenschaften, und 1930 wird er – im Alter von 72 Jahren – Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die 1948 – im Jahr nach Plancks Tod am 10. April 1947 in Göttingen – seinen Namen bekommen wird.

Planck verstand Physik als „Suche nach dem Absoluten“, und er glaubte, diese Wissenschaft bringe Gesetze hervor, die unabhängig vom Menschen absolute Gültigkeit besitzen. Schon früh nahm er das Prinzip von der Erhaltung der Energie „wie eine Heilsbotschaft“ in sich auf.

1945 verlor er seinen Sohn Erwin

Mit Goethe fühlte sich Planck gedanklich verbunden und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt geehrt. Plancks Aufsätze, die sich mit Themen wie Wissenschaft und Glaube oder Kausalität und Willensfreiheit befassen, lassen das klassische humanistische Erbe erkennen, das er vertreten wollte. Zur Tragik seiner Biographie gehört, dass sein Land weitgehend in Trümmern liegt und die dazugehörige Kultur umfassend vernichtet worden ist, als er im Alter von fast 90 Jahren in Göttingen stirbt. Die für den Ruin zuständigen Politiker konnte auch der sonst eher zurückhaltend formulierende Planck nur als „Mörderbande“, „Lumpen“ und „infame Dunkelmänner“ bezeichnen. Sie hatten ihm noch im Januar 1945 unsägliches Leid zugefügt, als sie seinen Sohn Erwin ermordeten, weil sie ihn zu den Widerstandskämpfern um Stauffenberg rechneten.

Mit Erwins Hinrichtung verlor Planck das vierte Kind zu seinen Lebzeiten. Sein erster Sohn war im Ersten Weltkrieg gefallen, die Zwillingstöchter sind zwischen 1917 und 1919 im Kindbett gestorben.

Er unterstützte Albert Einstein

Wie hält jemand solch ein Schicksal aus? Wer diese Frage beantworten will, wird bei Planck vor allem den Hinweis geben müssen, dass er seine eigene Person stets hinter übergeordnete Ideen zurücktreten ließ. Für Planck gehörte preußisches Pflichtgefühl zu den bürgerlichen Selbstverständlichkeiten. „In den vierzig Jahren, die ich Planck gekannt habe und in denen er mir allmählich sein Vertrauen und seine Freundschaft geschenkt hat, habe ich immer mit Bewunderung festgestellt, dass er nie etwas getan oder nicht getan hat, weil es ihm selbst nützlich oder schädlich sein könnte.“

So hat Lise Meitner diese Qualität ihres Lehrers einmal beschrieben, der sie 1912 als Assistentin eingestellt hatte. Planck half ihr nun, wo er sich auch für Albert Einstein einsetzte, dessen Talent er erkannt hatte. Selbst nachdem dieser seine ersten Arbeiten zur Relativitäts- und Quantentheorie publiziert hatte, blieb Einstein ein obskurer Name im Reich der Physik. Erst Planck hat ihn für die Wissenschaft entdeckt, und zwar gleich doppelt: Zum einen hat sich Planck – als Freund – bereits 1906 bemüht, Einstein nach Berlin zu holen, und zum anderen hat er – als Wissenschaftler – die klassische Physik Newtons mit Hilfe von Einsteins Ideen erweitert.

Immer mehr politische Verpflichtungen

Es wird Zeit, sich der Physik Plancks zuzuwenden, mir der ihm sein größer Erfolg gelang. Es geht um die Strahlung, die ein Körper aussendet, dessen Temperatur erhöht wird. Mit der Wärme ändern sich die Farben, und die Physiker vermuteten, dass hier ein universelles physikalisches Gesetz seine Wirkung zeigte, und genau so etwas hoffte Planck zu finden. Es gelang ihm auch, aber nur, wenn er annahm, dass die Energie, die Atome als Licht abgeben, nicht als kontinuierlicher Strom, sondern in Form von diskreten Einheiten entweicht. Konkret ausgedrückt: Planck führte die heute als Quantum der Wirkung bekannte Naturkonstante in die Wissenschaft ein, und wir bewundern ihn dafür, weil er damit erst die rätselhafte Strahlung präzise verständlich machen und danach sogar helfen konnte, wesentliche Eigenschaften von Atomen zu erklären.

Planck selbst missfiel die Sprunghaftigkeit der Natur. Aktiv hat er sich an den Entwicklungen der Quantenphysik nicht beteiligt. Es hielten ihn auch immer mehr politische Verpflichtungen von seiner Wissenschaft fern. Man brauchte Planck nach dem Ersten Weltkrieg, um die deutsche Forschung wieder in die internationale Gemeinschaft der Wissenschaftler zurückzubringen. Und man brauchte ihn nach dem Januar 1933, um ein völliges Ausbluten der deutschen Wissenschaft zu verhindern.

Hoffnung bis zuletzt

Als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft traf er mit Hitler zusammen, und bei diesem Gespräch muss Planck eine Ahnung von dem Ungeist bekommen haben, der in Deutschland nun an der Macht war. Er blieb aufrecht in dieser Tragödie und hoffte bis zuletzt, dass „die wertvollen Schätze ästhetischer und ethischer Art“, die von der Wissenschaft zutage gefördert werden, mehr Einfluss auf die Geschichte der Menschen haben als einzelne Verbrecher. Planck hat selbst dazu am meisten beigetragen.

Von Ernst Peter Fischer ist erschienen: „Der Physiker. Max Planck und das Zerfallen der Welt“, Siedler Verlag, 2007, 352 Seiten, 22 Euro 95.

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