zum Hauptinhalt

Wissen: Blau, Grün, Rot – und die Welt wird bunt Maxwell entdeckte das Prinzip der Farbmischung

Als James Clerk Maxwell am 17. Mai 1861 an der Royal Institution in London drei Diaprojektoren einschaltete, war er sich wohl kaum bewusst, dass er gerade Pionierarbeit für die Farbfotografie leistete.

Als James Clerk Maxwell am 17. Mai 1861 an der Royal Institution in London drei Diaprojektoren einschaltete, war er sich wohl kaum bewusst, dass er gerade Pionierarbeit für die Farbfotografie leistete. Und doch sollte die schottische Ordensschleife mit dem typischen Karomuster, die er für die wissenschaftliche Öffentlichkeit an die Wand projizierte, das erste Motiv für ein Farbfoto sein.

Sein Vortrag betraf viel abstraktere Dinge, die farbige Natur des Lichts nämlich. Der junge Physiker hatte die Schriften von Thomas Young und Herrmann von Helmholtz auf diesem Gebiet studiert und jahrelang selbst Forschungen zum Farbensehen angestellt. Wie Young und Helmholtz vertrat er die Auffassung, dass der Aufbau der Netzhaut im Auge unser Farbensehen bestimmt. „Das Auge ist mit drei Arten von Nervenfasern ausgestattet, von denen sich jede über die gesamte lichtempfindliche Oberfläche des Auges verteilt“, erläuterte Maxwell in seinem Vortrag. Diese Nervenfasern, heute heißen sie Zäpfchen, seien besonders sensibel für eine der Farben Rot, Grün und Blau.

Dabei verhalten sich die Lichtfarben anders, als man es von den Farben im Malkasten kennt. Wenn man etwa eine Quitte sieht, werden die Zäpfchen gereizt, die sensibel für rotes und für grünes Licht sind. Unser Gehirn verarbeitet diese Information zu dem Farbeindruck „Gelb“.

Bestechend einfach war der Umkehrschluss von Maxwell: es brauche gar nicht unendlich viele Farben, sondern lediglich die drei Primärfarben Rot, Grün und Blau, um alle Schattierungen des Regenbogens zu erzeugen – das Prinzip der additiven Farbmischung. Für den Beweis hatte er den Fotografen Thomas Sutton beauftragt, die schottische Ordensschleife zu fotografieren. Und zwar dreimal denselben Ausschnitt, auf Schwarz-Weiß-Platten, durch einen roten, einen grünen und einen blauen Farbfilter. Diese Schwarz-Weiß-Dias nebst den dazugehörigen Farbfiltern legte er in die Projektoren ein, richtete sie so aus, dass die drei Bilder sich passgenau überlagerten, und fertig war das erste Farbfoto.

Allerdings war das Bild blaustichig, ein Manko der frühen Schwarz-Weiß-Fotografie. Die lichtempfindlichen Stoffe auf den Fotoplatten, die Silbersalze, waren besonders empfindlich für blaues Licht. Das Licht, das durch den grünen und den roten Filter auf die Fotoplatten traf, reichte hingegen nicht aus, um die Silbersalze zu einer vergleichbaren Reaktion zu bewegen.

Das Prinzip aber war für die Weiterentwicklung der Farbfotografie vorgegeben: Es musste Material gefunden werden, das für grünes und für rotes Licht empfindlich war. Maxwell überließ das anderen Erfindern und wandte sich dem Elektromagnetismus zu.

Bis zum ersten farbigen Fotofilm aus Zelluloid sollten noch 75 Jahre vergehen. Während das Fotografieren auf Agfacolor oder Kodachrome jedoch inzwischen fast schon wieder altmodisch ist, findet die additive Farbmischung unvermindert technische Anwendung. Digitalkameras wie auch Fernseher und Computerbildschirme erzeugen bunte Bilder, basierend auf Rot, Grün und Blau. Sieht man dort eine leuchtend gelbe Quitte, kann man sicher sein, dass hinter der Mattscheibe die roten und grünen Pixel mit voller Kraft strahlen. Anke Wilde

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false