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Erstmal reinkommen. Wie die Bewerbung läuft, ist noch unklar. Foto: dpa

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Wissen: Bochum schert aus

Uni will nicht auf bundesweite Zulassung warten

Mehr Durchblick im Wirrwarr der Studienplätze und eine komfortablere Bewerbung sollte eine neue Software den Abiturienten bieten. Doch dem neuen System zur Vergabe von Studienplätzen „Hochschulstart“ droht ein Fehlstart. Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) will offenbar aus dem bundesweiten Verfahren aussteigen. „Die RUB bleibt bei ihrem bewährten elektronischen Zulassungsverfahren“, erklärte die Uni am Dienstag. Am 18. April werde das hochschuleigene Portal für Bewerber freigeschaltet, die ab dem Wintersemester in Bochum studieren wollen. Damit wird eine Beteiligung an „Hochschulstart“ überflüssig. Experten halten es für denkbar, dass nicht nur weitere Unis, sondern auch ganze Länder aussteigen, bevor der letzte Test für die zentrale Software gelaufen ist.

Hintergrund des Bochumer Alleingangs ist die Entscheidung der Stiftung für Hochschulzulassung, die neue bundesweite Bewerberplattform wegen Softwareproblemen zunächst nur für Studiengänge mit einem Fach zu starten. Lehramtsstudiengänge und Bachelorstudiengänge mit zwei oder drei Fächern sind vorerst aus technischen Gründen von dem neuen Vergabeverfahren ausgenommen, das Mitte Mai starten soll. Das hat die Stiftung den Unis und Fachhochschulen bereits Mitte März mitgeteilt. Doch jetzt rebellieren die Hochschulen vor allem in Nordrhein-Westfalen. Es ist ihnen zu aufwendig, beim Zulassungsverfahren zweigleisig zu arbeiten – mit „Hochschulstart“ für Ein-Fach-Studiengänge und mit ihrem eigenen Portal für Mehr-Fach-Studiengänge. An der Uni Bochum hätten sich ohnehin zwei Drittel der Studierwilligen nicht bei „Hochschulstart“ bewerben können, sagt Sprecher Josef König.

„Verständnis für die Universität Bochum“ äußert die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz Margret Wintermantel. Angesichts der massiven Kritik aus den Hochschulen „liegt es nahe, den Start des neuen Serviceverfahrens zu verschieben“. Wintermantel überlegt, dies der Stiftung Hochschulzulassung zu empfehlen. „Wir können nicht ein suboptimales System einsetzen.“

Bei der Stiftung hofft man, die Probleme mit dem System bis Mitte Mai in den Griff zu bekommen. „Alle Beteiligten haben ein lebhaftes Interesse, das System zum Laufen zu kriegen“, sagt der Sprecher der Stiftung, Bernhard Scheer. Die relevanten Anwendungen funktionierten bereits. Problematisch sei lediglich die Verbindung der zentralen Software mit den Programmen der Hochschulen. Das betreffe aber nur die Bewerbungen für mehr als ein Fach. Vor dem offiziellen Starttermin am 15. Mai hat sich die Stiftung mehrere Prüftermine gesetzt, die nächsten am 8. und 28. April. Sollten sich dabei weitere Probleme ergeben, sei eine Verschiebung des Starts denkbar, hatte Stefan Jähnichen, Direktor des federführenden Fraunhofer-Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik, Mitte März im Bildungsausschuss des Bundestags gesagt: Danach werde entschieden, ob man starte oder „die Reißleine ziehen“ müsse.

Das Wissenschaftsministerium von Nordrhein-Westfalen wollte das vorgezogene interne Zulassungsverfahren der Uni Bochum am Dienstag nicht kommentieren. „Wir gucken uns die Prüfergebnisse sehr genau an und werden uns entsprechend verhalten“, sagt Ministeriumssprecher Dirk Borhart. Amory Burchard

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