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Brauen lernen. Im Fachstudium konnten sich Studierende in vier Semestern zum Diplom-Braumeister weiterbilden. Die Uni verspricht für 2016 ein verändertes Studienangebot.

© TUB/Ulrich Dahl

Brautechnisches Fachstudium an der TU: Das letzte Bier-Diplom

Bierbrauer von der Uni: Das „brautechnische Fachstudium“ an der Technischen Universität Berlin war einmalig. Jetzt wird es eingestellt. Die TU verspricht aber Ersatz.

Um das Lieblingsgetränk der Deutschen zu brauen, braucht es nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Auf das Reinheitsgebot für Bier wird hierzulande viel Wert gelegt. Die Technische Universität Berlin hat das Bier und seine Herstellung sogar zur Wissenschaft gemacht. Brauer und Mälzer oder anders einschlägig Qualifizierte konnten sich dort in vier Semestern zum Diplom-Braumeister weiterbilden, um mit ihrem Wissen in die Brauereien zurückzukehren und die Bierproduktion noch besser zu machen. Diese Ausbildung in Berlin ist fast einmalig in Deutschland. Den Abschluss Diplom-Braumeister gibt es sonst nur noch an der TU München am Standort Weihenstephan.

Grund ist die Umstellung auf Bachelor und Master

Doch damit ist nun Schluss: Im kommenden Wintersemester werden an der TU Berlin keine neuen Studierenden zum sogenannten Brautechnischen Fachstudium zugelassen. Grund ist die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge, die das Berliner Hochschulgesetz vorschreibt. Die TU musste den Diplom-Braumeister also einstellen. „Derzeit sind noch 60 Studierende eingeschrieben“, sagt TU-Sprecherin Stefanie Terp. „Sie haben die Möglichkeit, bis zum 30. September 2019 ihr Studium zu beenden.“ Auch die Dozenten und Mitarbeiter des Diplom-Studiengangs sollen weiterhin im Fachgebiet Brauwesen arbeiten.

Die Studierenden trauern um den Diplom-Braumeister, denn er war eine leicht zugängliche Möglichkeit, auch ohne Abitur zu studieren. Außerdem sei er sehr beliebt bei den Arbeitgebern, sagt Student Dennis Lischka: „Mit diesem Abschluss bekommt man schneller einen Job.“ Für alle, die aufsteigen wollten, sei das Studium außerdem der günstigere Weg – eine Meisterschule koste viel Geld.

Lischka wurde im Wintersemester 2014 noch für das Brautechnische Fachstudium an der TU zugelassen. Jetzt steht er mit Kommilitonen im weißen Kittel im Labor und muss Flüssigkeiten abwiegen. „Ich kenne schon einiges, was wir hier machen müssen“, sagt Lischka. Vorher hat er 15 Monate lang Praktika in mehrere Brauereien gemacht.

Für Brauereien sind manchmal sogar Bachelors überqualifiziert

Genau das würden die Betriebe so schätzen an Absolventen des praktisch orientierten Studiengangs: Berufserfahrung gepaart mit theoretischem Fachwissen. Wer an der TU stattdessen den sechssemestrigen Bachelor in Brauerei- und Getränketechnologie studiere, müsse vorher nur sechs Wochen lang ein Praktikum machen. „Das ist den Betrieben oft zu kurz“, sagt Lischka. Außerdem erschienen die Bachelorstudenten den Betrieben geradezu überqualifiziert: Ihr Studium hat einen wesentlich höheren natur- und ingenieurwissenschaftlichen Anteil.

Doch die TU macht Brauern und Betrieben Hoffnung. „Wir wollen diesen Studiengang nicht verlieren“, sagt Felix Ziegler, Dekan der Fakultät Prozesswissenschaften an der TU. Die Einstellung bedeute nur eine zeitweilige Unterbrechung, dann solle ein neues Angebot aufgelegt werden. Was das Brautechnische Fachstudium auf Diplom zu bieten hatte, soll in einen anwendungsorientierten Bachelorstudiengang umgewandelt werden. Dieser soll zum Wintersemester 2016 starten.

Die Studierenden freut das. Sie würden sich wünschen, dass auch der neue Studiengang nur vier Semester dauert. Das ist aber nicht möglich, da das Hochschulgesetz die Regelstudienzeit im Bachelor bei mindestens sechs Semestern ansetzt. Um aber weiterhin Studierende ohne Abitur, aber dafür mit Berufserfahrung anzuziehen, soll das Studium einen großen Praktikumsteil beinhalten – und einen geringeren theoretischen Anteil.

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