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Unter Palmen. Der Campus in El Gouna steht bereits.

© promo

Campus am Roten Meer: Die TU Berlin wird ägyptisch

Die TU Berlin macht einen Ableger in Ägypten auf. Der neue Campus in El Gouna soll bildet Ingenieure nach deutschen Standards ausbilden. Die TU folgt damit einem Trend, der vor allem von renommierten Universitäten der USA bestimmt wird.

Ursprünglich wollte die Technische Universität Berlin ihren neuen Standort in der ägyptischen Kleinstadt El Gouna am Roten Meer schon zum Herbst vergangenen Jahres eröffnen. Wegen des arabischen Frühlings geht es nun ein Jahr später los: im kommenden Wintersemester. Ende vergangener Woche stellte die TU die neue Dependance vor.

Die TU in El Gouna bietet die viersemestrigen Masterstudiengänge Energy Engineering (Energietechnik), Urban Development (Stadtentwicklung) und Water Engineering (Wasserbautechnik) an. 30 Studierende pro Studiengang werden zugelassen; Bewerbungen sind noch bis Ende Juli möglich. Außer einem abgeschlossenen Erststudium müssen die Bewerber ein Jahr Berufspraxis vorweisen.

Forschung und Lehre orientieren sich an den Erfordernissen der arabischen Halbinsel und Nordafrikas, wo es viele Wüsten und freie Flächen, aber auch ein enorm schnelles Bevölkerungswachstum in den Städten gibt. Für die Studierenden der Stadtentwicklung und der Energietechnik ist ein Auslandssemester Pflicht – an ihrer eigenen Uni, der TU in Berlin.

Samih Sawiris, Absolvent der TU Berlin und heute einer der reichsten Unternehmer Ägyptens, ist der Initiator und wichtigster Geldgeber des 10 000 Quadratmeter großen Areals. Die 15 000 Einwohner zählende Stadt El Gouna, in der der neue TU-Campus liegt, hat Sawiris ebenfalls bauen lassen. Er sagt: „Die aktuellen Herausforderungen der arabischen Welt lassen sich nur mit guter Bildung meistern.“ Gute Bildung – das ist für ihn Ingenieursausbildung nach deutschen Standards.

TU-Präsident Jörg Steinbach spricht von einem „Komplettexport“. Er verspricht: „Auf dem Campus in El Gouna findet eine universitäre Ausbildung statt, die in technischer, wissenschaftlicher und rechtlicher Sicht voll und ganz den deutschen Qualitätskriterien entspricht.“ Pro Studiengang arbeiten fünf wissenschaftliche Mitarbeiter der TU dauerhaft in El Gouna, Professoren werden für Blockseminare eingeflogen. Steinbach betont, dass die TU keine Kompromisse mit der ägyptischen Regierung eingehen musste, als vor gut sechs Jahren die Verhandlungen begannen. Auch nach dem Sturz des alten Regimes sei der TU Autonomie zugesagt worden.

Mit ihrem Campus in El Gouna folgt die TU Berlin einem Trend, der seit einigen Jahren vor allem von renommierten Universitäten der USA, aber auch aus Europa bestimmt wird: die Eröffnung von Zweigstellen in Boomregionen im Nahen Osten oder in Asien. Die Pariser Sorbonne und die New York University betreiben Ableger in Abu Dhabi, andere US-Unis haben eine Dependance etwa in Katar. Die TU München unterhält einen Campus in Singapur, und die RWTH Aachen ist mit der „German University of Technology“ in Oman vertreten. Die TU Berlin reiht sich jetzt unter die Nahost-Pioniere der Universitäten ein, wenngleich sich am Anfang nur 90 Studenten auf einem Gelände von der überschaubaren Größe zweier Fußballfelder einfinden.

Für die TU Berlin ist El Gouna besonders attraktiv, weil sie der Betrieb des ägyptischen Standorts nichts kostet. Die rund 1,5 Millionen Euro Jahresbudget werden zu einem guten Drittel von privaten Geldgebern aufgebracht; zu knapp zwei Dritteln finanzieren die Masterstudenten ihr Studium selbst, mit Gebühren von 5000 Euro pro Semester. Für rund 20 Studenten gibt es privat finanzierte Stipendien.

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